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Solar Orbiter: Erste Bilder aus nächster Nähe zur Sonne

Der Solar Orbiter wird der Sonne so nahekommen, wie keine andere Sonde zuvor. Nun gibt es die ersten Nahaufnahmen unseres Zentralgestirns.
Aufnahme des Solar Orbiters

Die ESA hat die ersten Aufnahmen des Solar Orbiter veröffentlicht. Sie zeigen die Sonne aus einer Nähe, aus der noch kein anderes Instrument Aufnahmen erstellt hat: Mit 77 Millionen Kilometer Entfernung befand sich die Sonde etwa auf der Hälfte des mittleren Abstands zwischen Sonne und Erde. Mit ihren insgesamt zehn Instrumenten hat sie unser Zentralgestirn dabei in zahlreichen Einzelheiten festgehalten.

Der Orbiter hat seine größte Annäherung allerdings noch lange nicht erreicht. In der wissenschaftlichen Phase, die Ende 2021 beginnt, wird sich die Raumsonde auf 42 Millionen Kilometer an die Sonnenoberfläche annähern. Dann befindet sie sich sogar noch innerhalb der Merkurbahn. »Die zehn Instrumente an Bord von Solar Orbiter funktionieren wunderbar und bieten zusammen eine ganzheitliche Sicht auf die Sonne und den Sonnenwind«, sagt Daniel Müller, ESA-Projektwissenschaftler für Solar Orbiter, in einer Pressemitteilung. Man habe bereits Hinweise »auf sehr interessante Phänomene, die wir bisher noch nicht im Detail beobachten konnten«.

Als Beispiel nennt Müller auf einer online übertragenen Pressekonferenz der Europäischen Weltraumagentur eine Erscheinung, dem die Forscher den Namen »campfires«, also Lagerfeuer, gegeben haben. Auf den hoch aufgelösten Aufnahmen im Ultraviolett (siehe etwa das Bild oben) sind – selbst in Bereichen der Sonnenkorona, die eigentlich als eher ruhig gelten – zahlreiche winzige Ausbrüche erkennbar. Solche »Nanoflares« könnten hinter einem Rätsel der Sonnenphysik stecken, der Frage nämlich, warum die Umgebung der Sonne um Größenordnungen heißer ist als die Oberfläche. Ob wirklich die kleinen Lagerfeuer hinter dem Effekt stecken, müsse aber noch genauer untersucht werden, sagt Müller.

Auf seinen Runden um die Sonne wird der Solar Orbiter auch über die Pole fliegen und diese eingehend studieren. Die Bilder, die die Sonde nun aus dem Weltall sendete, sind am 15. Juni entstanden. Rekordhalter sind sie bislang, allein was die Distanz angeht. Denn vom Erdboden lässt sich mit leistungsstarken Teleskopen ebenso die Sonnenoberfläche studieren. Allerdings leiden diese bodengestützten Observatorien daran, dass die Atmosphäre das Licht der Sonne filtert. Die 2018 gestartete Parker Solar Probe der NASA wird sich künftig noch näher an die Sonne annähern als der Solar Orbiter, allerdings ist die Sonde der US-Weltraumagentur nicht mit Teleskopen ausgestattet.

Die Sonne, wie sie der polarimetrische und helioseismische Imager darstellt | Das Mosaik zeigt die Sonne im sichtbaren Licht (linke Seite) und ihre magnetischen Eigenschaften (Mitte). In der Spalte rechts dokumentiert ein »Tachogramm« die Geschwindigkeit der jeweiligen Partien relativ zum Beobachter. Die Ausschnitte beziehen sich jeweils auf dieselbe Region, die ungefähr 200 000 mal 200 000 Kilometer misst.

Die ESA-Sonde ist dagegen mit insgesamt sechs bildgebenden Instrumenten bestückt, darunter solchen, die Röntgenstrahlung oder Licht im extremen Ultraviolett messen. Mit vier weiteren Instrumenten erfasst die Sonde die Bedingungen in der solaren Umgebung – etwa Magnetfeld, Sonnenwind und hochenergetische Teilchenströme.

Der Solar Orbiter war am 10. Februar 2020 von Cape Canaveral aus gestartet. Auf seiner Mission wird er bis 2030 mehrmals Swing-by-Manöver an Erde und Venus durchführen und dabei auf eine stark elliptische Umlaufbahn gezwungen, die sie immer wieder nah an der Sonne, aber auch an der Erde vorbeiführt.

© Solar Orbiter/EUI Team; PHI Team; Metis Team; SoloHI Team /ESA & NASA
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