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Planetologie: Erste Blicke hinter den Schleier der Venus

Venus Express
Das am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung entwickelte Kamerasystem "Venus Monitoring Camera" (VMC) an Bord der europäischen Raumsonde Venus Express hat zwei Tage nach Einschwenken in eine Umlaufbahn erste Bilder unseres Schwesterplaneten Venus zur Erde gesendet. Aufgenommen aus etwa 200 000 Kilometer Entfernung sind darauf erstmals die Wolkenformationen über dem Südpol der Venus zu sehen.

Erstes Bild von Venus Express | Erstes Bild der Venus aufgenommen mit der am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung entwickelten Kamera an Bord der ESA-Raumsonde Venus Express. Aus etwa 200.000 km Entfernung sieht man erstmals die Wolkenstrukturen nahe dem Südpol unseres Nachbarplaneten.
Das erste Bild des Südpols sei bereits ein Höhepunkt der Mission; da es bisher keine Bilder dieser Region gab, sagte Dimitri Titov Max-Planck-Institut in Katlenburg-Lindau und wissenschaftlicher Koordinator der Mission. Deutlich sehe man, dass ähnliche Wirbelstrukturen wie am Nordpol auftreten. Wenn die Esa in den nächsten Wochen die Sonde auf eine sehr viel niedrigere Umlaufbahn manövriere, seien detaillierte Ergebnisse zu den Klimaphänomenen der Venus zu erwarten, so Titov weiter.

Die Mission Venus Express wurde 2001 von europäischen Wissenschaftlern unter Federführung des Max-Planck-Instituts vorgeschlagen. Um Zeit und Kosten zu sparen, wurden die für die Mars Express Sonde entwickelten Instrumente verwendet. So konnte die Sonde nach weniger als drei Jahren Entwicklungszeit am 9. November 2005 vom russischen Raumfahrtzentrum Baikonur starten. Nur fünf Monate später, am 11. April 2006, erreichte sie ihr Ziel.

Venus Express wird erstmals die komplexe Dynamik und Chemie der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten detailliert untersuchen. Neue Erkenntnisse erhoffen sich die Wissenschaftler beispielsweise über die Super-Rotation der oberen atmosphärischen Schichten, die sich mit Geschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde bewegen, während in Bodennähe moderatere Winde vorherrschen. Von besonderem Interesse sind auch die Mechanismen der Verdünnung der Atmosphäre durch den Einfluss des Sonnenwinds und der starke Treibhauseffekt der Venus.

Die Experimente an Bord von Venus Express ähneln denen auf der Schwestersonde Mars Express. Damit werden gleichzeitig beide Nachbarplaneten der Erde durch mit nahezu identischen Instrumenten wissenschaftlich untersucht. Vergleichende Planetologie wird so möglich, und die Wissenschaftler erhoffen sich daraus neue Erkenntnisse nicht nur über unsere Nachbarplaneten, sondern auch die gesamte Entwicklungsgeschichte unseres Sonnensystems. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, warum sich unsere Nachbarplaneten gegenüber der Erde so unterschiedlich entwickelt haben.

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