Direkt zum Inhalt

Artensterben: Erste europäische Vogelart seit Riesenalk ausgestorben

Im Jahr 1852 starb der Riesenalk aus. Seitdem musste Europa keinen Totalverlust an Vogelarten mehr erleiden. Doch nun hat es das kleine Laufhühnchen erwischt.
Laufhühnchen

Es ist so weit: Erstmals seit 170 Jahren muss eine Vogelart in Europa als ausgestorben deklariert werden. Seit 1981 konnte niemand mehr ein Laufhühnchen (Turnix sylvatica sylvatica), auch Rostkehl-Kampfwachtel genannt, in Andalusien mehr nachweisen – der letzten europäischen Region, in der die kleinen Watvögel noch vorgekommen sind. Das vermelden Wissenschaftler der Doñana Biological Station laut »MaghrebOrnitho«, die während der letzten 20 Jahre wiederholt nach den Vögeln gesucht hatten, aber sie selbst im wilden Doñana-Nationalpark nicht mehr nachweisen konnten. Zuvor war die Art schon auf Sizilien und in Portugal verschwunden, so dass die letzten Vorkommen in Andalusien besondere Bedeutung hatten.

Im Gegensatz zum flugunfähigen Riesenalk (Pinguinus impennis), der intensiv bejagt wurde, sind die Laufhühnchen jedoch nicht vollständig ausgerottet. Von der Nominatform Turnix sylvatica sylvatica existiert in Marokko noch ein kleiner Bestand, der erst 2011 entdeckt wurde. Weitere Unterarten sind zudem weit über Afrika und Asien verbreitet, so dass die Art im Ganzen nicht global gefährdet ist. Es existieren sogar Pläne, die Art in Spanien wieder anzusiedeln, doch kann dies laut den Biologen nur mit Tieren aus dem marokkanischen Bestand geschehen, der sich bereits 2014 selbst in einem prekären Zustand befand – und nichts deutet darauf hin, dass sich die Situation seitdem verbessert hat. Allerdings werden die Tiere im Zoo von Jerez erfolgreich nachgezüchtet.

Eine dritte Art könnte auf der Liste der verschwundenen Vögel Europas zudem bald folgen: Seit Jahrzehnten gilt der Dünnschnabel-Brachvogel (Numenius tenuirostris) als vom Aussterben bedroht, da er ebenfalls seit Längerem nicht mehr sicher nachgewiesen wurde. Da die Brutgebiete der Spezies jedoch in entlegenen Teilen Russlands und Zentralasiens liegen und sie in Krisenregionen ohne sicheren Zugang überwintern, haben Ornithologen hier die Hoffnung noch nicht gänzlich aufgegeben.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.