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Naturschutz: Es gibt wieder mehr Wildkatzen in Deutschland

Über Jahre haben Wissenschaftler und Freiwillige DNA-Spuren von Wildkatzen gesammelt. Die Ergebnisse belegen: Die kleinen Räuber erleben ein Comeback.
Wildkatze im Grünen

In freier Wildbahn lassen sie sich kaum beobachten, dennoch gibt es sie – fast überall in Deutschland: "Unsere Analysen deuten darauf hin, dass kaum noch größere Waldgebiete von der Art unbesiedelt sind", sagt Katharina Steyer. Die Doktorandin am Senckenberg Forschungsinstitut hat im Rahmen einer groß angelegten Studie das Verbreitungsgebiet der Wildkatze erforscht. Insgesamt 2220 Individuen von Felis silvestris konnten die Wissenschaftler anhand von Erbgutproben identifizieren.

Verbreiteter als gedacht | Wildkatzen leben versteckt im Wald und sind sehr scheu. In manchen Regionen waren sie womöglich auch schon vor der Studie der Senckenberg-Forscher verbreitet, aber mangels systematischer Suchen nicht bekannt.

Die hohe Zahl überrascht die Wissenschaftler. Nahezu die Hälfte der Proben stammte aus Regionen, in denen zuvor keine Wildkatzen gefunden worden waren, erklären sie in einer Mitteilung des Frankfurter Senckenberg-Instituts. Demnach scheint sich die Art in den vergangenen Jahren ausgebreitet zu haben. Ihren Schätzungen zufolge dürfte es rund 5000 bis 10 000 Exemplare in den deutschen Wäldern geben. Nur bei knapp vier Prozent der Proben fanden die Forscher Anzeichen für eine Vermischung mit Hauskatzen – viel weniger als befürchtet, so Steyer.

Laut der Studie leben Wildkatzen hier zu Lande von Nordbayern bis Südniedersachsen und von der Eifel, dem Hunsrück und dem Pfälzerwald im Westen bis zum Thüringer Wald im Osten. Auch weiter nördlich, im Westerwald, im Kellerwald und in der Rhön, fanden die Forscher klare Hinweise darauf, dass sich die Katzen dauerhaft etabliert haben. Hinzu kamen gänzlich neue Verbreitungsgebiete wie der Kottenforst bei Bonn oder der Arnsberger Wald, in denen sie die Anwesenheit von Felis silvestris durch zahlreiche Proben belegten.

Tausende Freiwillige und hunderte Projektpartner hatten sich an der Suchaktion zwischen 2007 und 2013 beteiligt. Die Teams hätten vor allem so genannte Lockstöcke eingesetzt, die mit Baldrian bestrichen werden und die Tiere anziehen. Die Wildkatzen reiben sich daran und hinterlassen auf der rauen Oberfläche Haare, die dann für eine Erbgutanalyse herangezogen werden können.

Lockstock mit Kamerafalle | Baldriangeruch wirkt auf Katzen anziehend. Wenn sich die Tiere an den Stöcken reiben, hinterlassen sie dort Haare – und damit ihre DNA.

"Gute Nachrichten sind im Naturschutz ja eigentlich selten, daher sollten wir uns über die erstaunliche Wiederausbreitung dieser faszinierenden Art besonders freuen", sagt Steyer. Aufs Ganze gesehen bleibe die Art dennoch selten. Den Grund für ihre Rückkehr sehen die Forscher zum einen im strengen bundesweiten Schutz, zum anderen aber auch in der Verbesserung der Lebensbedingungen im Wald: Ein Umdenken im Waldbau sowie die starken Sturmereignisse der letzten Jahre hätten in den sonst eher monotonen deutschen Wirtschaftswäldern Bereiche geschaffen, in denen sich die Katze wohlfühlt. Günstige Bedingungen findet sie in Offenlandstrukturen, die viel Deckung und Nahrung bieten.

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