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Europäische Raumfahrt: Ursache für Fehlstart der Vega C gefunden

Die europäische Trägerrakete Vega C soll Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen. Doch ihr erster kommerzieller Flug missglückte. Nun ist klar, warum.
Im Juli 2022 ist eine Vega C erfolgreich gestartet
Am 13. Juli 2022 hat es eine Vega-C-Rakete erfolgreich ins All geschafft.

Die europäische Raumfahrtbehörde ESA gibt ihrer Trägerrakete Vega C eine neue Chance. Nach dem gescheiterten Start im Dezember 2022 soll sie nun noch im laufenden Jahr 2023 erneut abheben. Das teilte ESA-Chef Josef Aschbacher bei einer Pressekonferenz in Paris mit. An Bord der Rakete soll voraussichtlich der Erdbeobachtungssatellit »Sentinel-1C«, der mit Radartechnik Tag und Nacht Bilder von der Erdoberfläche liefern soll, ins All gebracht werden, sagte der Chef des Raketenbetreibers Arianespace, Stéphane Israël.

Kurz vor Weihnachten war der erste kommerzielle Start der Vega C (für »Consolidated«) ins All schiefgelaufen. Die Rakete kam wenige Minuten nach ihrem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana von ihrem Kurs ab. Wie es von Arianespace hieß, gab es etwa zweieinhalb Minuten nach dem Start ein Problem mit dem Triebwerk Zefiro-40.

Die nach dem Fehlstart eingerichtete Untersuchungskommission, die nun ihre Ergebnisse vorstellte, fand heraus, dass es an der Auskleidung des Schubdüsenhalses im Triebwerk der Vega C eine übermäßige thermomechanische Erosion gegeben hatte. Grund dafür sei wahrscheinlich, dass das verwendete Material nicht homogen genug gewesen sei. Das italienische Unternehmen Avio, Hauptauftragnehmer für die Vega C, versicherte, dass der Hersteller, der das betroffene Teil produzierte, keine weiteren Teile der Vega C gefertigt habe. Das genutzte Material soll nun nicht mehr verwendet werden.

ESA muss 30 Millionen Euro zusätzlich investieren

Das neue Material soll durch zusätzliche Tests geprüft werden. Auch das gesamte Triebwerk soll künftig eine weitere Qualifikationsphase durchlaufen. Insgesamt hat die Untersuchungskommission 22 Empfehlungen gegeben, die Aschbacher vollständig umsetzen will. Für das Vorhaben muss die ESA etwa 30 Millionen Euro, die ursprünglich für andere Zwecke vorgesehen waren, umdisponieren.

Die Vega C ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt. Ihren Erstflug absolvierte sie im Juli. Laut ESA kann die neue Rakete etwa 800 Kilogramm mehr Last transportieren, ist billiger und kann Lasten auf Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen bringen. Gemeinsam mit der größeren Trägerrakete Ariane 6, die Ende des Jahres mit etwa drei Jahren Verspätung erstmals in den Weltraum starten soll, soll die Vega C die europäische Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen.

Der Fehlstart war für Europas Raumfahrt deshalb ein herber Schlag. Den Zugang zum All sah Aschbacher durch die Probleme bei der Vega C, aber auch den späten Start der Ariane 6 und den Rückzug der russischen Sojus-Raketen vom Weltraumbahnhof in Kourou »kurz« gefährdet. »Für mich ist das wirklich ein Moment, an dem wir stark darüber nachdenken müssen, wie wir unabhängigen Zugang zum All für Europa wiedererlangen«, sagte Aschbacher. »Als ESA-Direktor bin ich entschlossen, klare Maßnahmen, starke Maßnahmen zu treffen, um stärker aus dieser Krise herauszugehen.«

Für Sorgen hatte der Fehlstart der Vega C bei der ESA gesorgt, weil in den vergangenen Jahren bereits mit der Vega zwei Flüge missglückten. Ende Januar hatte Aschbacher noch gesagt: »Ab Mitte dieses Jahres haben wir keinen garantierten Zugang Europas zum All mit europäischen Trägerraketen und das ist für uns alle ein riesiges Problem.« Nun fand die Kommission heraus, dass die Vorgängerin der Vega C von dem aktuellen Problem nicht betroffen ist. Bis zum Ende des Sommers soll daher erstmals wieder eine Vega fliegen, auch wenn sie nun verschärfte Kontrollen durchlaufen soll. Eigentlich sollten in dem Jahr drei bis vier Vega-C-Raketen an den Start gehen, nun werden es Arianespace zufolge eine Vega und eine Vega C. (dpa/kmh)

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