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News: Europäischer Waldzustandsbericht erschienen

Der Kronenzustand der wichtigsten Baumarten Europas hat sich in den letzten Jahren generell verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt der Europäische Waldzustandsbericht, der auf Beobachtungen in 35 europäischen Staaten fußt und jetzt an der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) veröffentlicht wurde. Auch die großflächig versauerten Waldböden geben Anlaß zur Sorge.
Das "Programme Coordinating Centre" (PCC) des "International Co-operative Programme on Assessment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests" (ICP Forests) der UN/ECE am Institut für Weltforstwirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg stellt die Ergebnisse der Monitoringaktivitäten von 35 europäischen Staaten jährlich zum Europäischen Waldzustandbericht zusammen.

Insgesamt hat sich der Kronenzustand der Hauptbaumarten in Europa in den vergangenen Jahren verschlechtert. Diese Entwicklung ist bei Laubbäumen wie Buche und verschiedenen Eichenarten am deutlichsten ausgeprägt. Nur bei der Gemeinen Kiefer hat sich der Kronenzustand in bestimmten Regionen verbessert. Gleichzeitig geben die großflächig versauerten Waldböden Anlaß zur Sorge. Extrem versauerte Böden finden sich fast ausschließlich in Zentraleuropa, dem Gebiet mit der höchsten Luftschadstoffbelastung und den stärksten Kronenverlichtungen bei Waldbäumen.

Zusätzlich zu den Ergebnissen der jährlichen Kronenzustandserhebung, der Bodenzustandserhebung und der chemischen Analyse von Nadeln und Blättern liegen mittlerweile erste Ergebnisse der 1994 eingerichteten Intensivbeobachtungsflächen vor.

Die Ursachen der beobachteten Waldschäden werden heute in einem komplexen System unterschiedlicher Streßfaktoren gesehen. Es gibt natürliche Stressoren wie Trockenperioden oder Insektenkalamitäten, die oft direkt zu einer Verschlechterung des Kronenzustandes führen. Andererseits gibt es vom Menschen verursachte Streßfaktoren, wie zum Beispiel Luftverschmutzung, die eine dauernde Belastung darstellen und somit die Waldökosysteme langfristig schwächen.

Die Konzentrationen und die Anteile der verschiedenen Schadstoffe in der Luft haben sich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte verändert. Die aktuellen Messungen haben gezeigt, daß die Schwefeldepositionen in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen haben, während die Stickstoffeinträge unverändert hoch geblieben sind. Diese Luftschadstoffeinträge können die chemische Zusammensetzung des Bodenwassers verändern und die sauren Einträge die Freisetzung von für die Bodenwurzeln giftigem Aluminium bewirken. Bei der Waldzustandsüberwachung wurden auf 10-15 Prozent der Untersuchungsflächen Aluminiumwerte gemessen, die als schädlich für die Gesundheit der Bäume angesehen werden müssen. Schadstoffeinträge können außerdem erhöhte Nitratwerte verursachen, die wiederum ein Risiko für die Trinkwasserqualität darstellen. Für das Trinkwasser kritische Nitratwerte wurden in den Böden von 18 Prozent der untersuchten Flächen gemessen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, daß Waldbäume in einigen Fällen auf die Bodenversauerung reagieren. Vitalitätseinbußen einiger Hauptbaumarten in Europa konnten zum Beispiel auf sauren Böden und in Gebieten mit hohen Schwefel- und Stickstoffeinträgen nachgewiesen werden.

Aufgrund der komplexen Abläufe in Waldökosystemen werden die Intensivüberwachung und die integrierte Auswertung der gewonnenen Daten weiter vorangetrieben. Nur so wird das Programm auch in Zukunft eine wichtige Informationsquelle sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Politiker in den Bereichen Luftreinhaltung und Waldgesundheit sein.

Der Bericht 1999 ist als Kurzfassung (42 S.) in den 11 Amtssprachen der EU verfügbar. Hintergrundinformationen sind im Technischen Report (133 S.) enthalten. Alle Berichte können beim PCC des ICP-Forests bestellt beziehungsweise als Online-Version abgerufen werden.

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