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News: Europas Oberfläche schlägt Falten

Falten sind für viele wohl in erster Linie eine Folge des Alterns. Geowissenschaftler verbinden damit jedoch eher Gebirge wie die Alpen. Dieses Faltgebirge enstand, indem sich zwei Erdplatten gegeneinander drückten. An der Plattengrenze schiebt sich dann Material in die Höhe, wodurch Berge entstehen. Doch offenbar gibt es derartige Strukturen nicht nur auf der Erde. Hochaufgelöste Aufnahmen der Raumsonde Galileo zeigen auf dem Jupitermond Europa ganz ähnliche Gebirge - nachdem Bilder der Raumsonde Voyager schon vor mehr als 20 Jahren erste Hinweise auf diese Strukturen geliefert hatten.
Seit Ende der 70er Jahre liegen Forschern schon Bilder vor, die Ausbuchtungen auf der Oberfläche des Jupitermondes Europa zeigen. Doch erst anhand neuer Aufnahmen der Raumsonde Galileo konnten Louise Prockter von der John Hopkins University in Baltimore, Maryland, und Robert Pappalardo der Brown University in Providence, Rhode Island, die Strukturen identifizieren.

Auf dem Himmelskörper gibt es offenbar Falten, die gebirgsartige Strukturen bilden – ungefähr so wie die Alpen auf der Erde. Die Forscher haben somit das erste eindeutige Anzeichen für das Wirken von Druck auf der gebrochenen Oberfläche von Europa gefunden. Dadurch erhalten sie einen bisher unerreichten Einblick in die Geschichte und das Verhalten des Jupiter-Trabanten (Science vom 11. August 2000).

"Von Aufnahmen der Sonde Voyager am Ende der 70er Jahre wussten wir, dass es viele Ausdehnungen auf Europa gibt. Die Oberfläche bricht auseinander und matschiges Material steigt aus den Lücken empor. Aber niemand wusste, wie das neue Material untergebracht ist", sagt Prockter. "Jetzt haben wir endlich Falten gefunden, in denen die Eisoberfläche Material zusammendrückt. Das wird uns helfen zu verstehen, wie Europa sich entwickelt hat und wie sich die Oberfläche erneuert."

Prockter und Pappalardo bemerkten die Falten zuerst auf hochaufgelösten Bildern der Region Astypalaea Linea. In der Nähe dieser großen Bruchzone fanden sie feine Merkmale, die typisch für Faltgebirge sind: Brüche und Bergrücken, die aneinander grenzende Gipfel und Täler markieren, bilden ein regionales Muster.

Sowohl die Richtung als auch der Ort der Falten passen zu Berechnungen, die auf dem Einfluss der Gezeiten beruhen. Gängigen Theorien zu Folge soll das Ziehen der Schwerkraft große, schluchtartigen Risse erzeugen. Größe und Art dieser Muster lassen Rückschlüsse auf die Natur der rotierenden Oberfläche des Jupiter-Trabanten zu. Die einige zehn bis hundert Meter hohen und rund 25 Kilometer voneinander entfernten Berge deuten auf eine dünne, brüchige Lithosphäre hin – eine Schicht aus Gestein. Diese soll eine dickere Region, die Asthenosphäre, aus "wärmerem" und beweglichen Eis bedecken, das Gletschereis ähnelt.

In zwei anderen Regionen fanden die Forscher weitere Falten, so dass es Berge auch in anderen Gebieten geben könnte. Ein Grund dafür, dass die Falten nur schwer nachzuweisen sind, könnte nach Auffassung der Forscher darin liegen, dass die Strukturen zumindest teilweise wieder verschwinden, wobei sie Material zurück in das Innere des Mondes drücken.

"Bisher gab es keine eindeutigen Anzeichen für Druckfalten oder Materialzyklen auf irgendeinem anderen Eis-Satelliten, obwohl viele ähnliche Ausbuchtungen zeigen", erklärt Pappalardo. "Diese Entdeckung kann auch Anwendung bei anderen Eismonden bieten."

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