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Exoplaneten: Der Planet, der seinem Stern entkam

Den Exoplaneten 8 Ursae Minoris b sollte es eigentlich nicht mehr geben. Sein Stern wurde zum Roten Riesen, doch verschluckte dieser seinen Begleiter wider Erwarten nicht.
Illustration des Exoplaneten 8 Ursae Minoris b
Illustration des Exoplaneten 8 Ursae Minoris b: Er kreist verdächtig nahe um seinen Stern und überdauerte sogar dessen Phase als Roter Riese.

400 Lichtjahre von der Erde entfernt driftet ein Gasplanet durch das All, den es eigentlich nicht mehr geben sollte: 8 Ursae Minoris b, der knapp ein Drittel größer als Jupiter ist, umkreist seinen Stern in nur 93 Tagen auf einer engen Umlaufbahn, die Astronomen eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätten. Denn der Stern hatte sich in seiner kosmischen Vergangenheit bereits zu einem Roten Riesen aufgebläht, dessen Ausdehnung weit über den Orbit von 8 Ursae Minoris b hinausgeragt hatte. Und doch existiert der Exoplanet noch, wie ein Team um Marc Hon von der University of Hawaii herausgefunden hat. Das berichtet der »NewScientist«.

8 Ursae Minoris b wurde 2015 entdeckt und beschrieben. Hon und Co zeigten nun, dass der Stern dieses Systems sich bereits zum Roten Riesen aufgebläht hatte, aber inzwischen wieder schrumpft und zum Roten-Klumpen-Stern wurde (Red Clump Star). Laut den Berechnungen hatte der Rote Riese eine maximale Ausdehnung, die etwa 70 Prozent der Entfernung zwischen Sonne und Erde ausgemacht hätte: eine Größe, die eigentlich mehr als ausgereicht haben sollte, um 8 Ursae Minoris b zu erreichen und zu verschlingen.

Dennoch existiert der Exoplanet, was die Forscher noch nicht genau verstehen können. Verschiedene Erklärungen sind daher möglich, etwa dass sich der Exoplanet ursprünglich auf einer deutlich weiter entfernten Bahn befand und somit nicht vom Roten Riesen in sein Inneres gezogen werden konnte. Er hätte sich dann auf Wanderschaft zu seiner Sonne begeben, womöglich ausgelöst durch die veränderte Gravitation des Roten Riesen. Allerdings könne man es sich nicht erklären, warum 8 Ursae Minoris b nicht noch weiter ins Innere des Systems zöge, berichtete Hon auf der 241. Tagung der American Astronomical Society in Seattle.

Alternativ könnte der Stern das Produkt zweier Sonnen sein: der Verschmelzung eines Roten Riesen und eines Weißen Zwergs. In der Folge dehnte sich der Rote Riese nicht bis zur Umlaufbahn seines Planeten aus und ersparte ihm das ansonsten unvermeidliche Schicksal. Und als dritte Option käme in Frage, dass sich der Exoplanet aus einer Staub- und Trümmerscheibe gebildet hat, nachdem der Rote Riese wieder schrumpfte. Er wäre dann das seltene Beispiel eines Planeten der zweiten Generation.

Rote Riesen entwickeln sich aus Sternen, die ungefähr die Größe der Sonne haben und deren Wasserstofffusion im Inneren wegen des erschöpften Vorrats zum Erliegen gekommen ist. Ihr Druck, ihre Dichte und ihre Temperatur reichen jedoch aus, dass die Fusion zu Helium beginnen kann, die im Kernbereich sehr viel Energie freisetzt. Dadurch dehnen sie sich extrem aus, bis auch das Helium zur Neige geht. Dann schrumpfen sie zu Weißen Zwergen – Objekten mit der Masse unserer Sonne, aber der Größe unserer Erde. Rote Riesen sind enorm leuchtstark, und eines Tages wird auch die Sonne derart enden – und dabei aller Voraussicht nach die Erde während dieses Prozesses zerstören.

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