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Exoplaneten: Stern zerstört seinen Babyplaneten

TOI 1227 b ist ein junger Planet. Doch sein Schicksal ist schon vorbestimmt: Seine Sonne bläst ihm die Atmosphäre davon.
Ein glühender "roter Zwerg" Stern im Weltraum, umgeben von einem dunklen Hintergrund mit wenigen Sternen. Links unten ist ein kleiner Planet; er hat die Bezeichnung TOI 1227 b und kreist sehr nahe um seinen Stern, dessen Röntgenstrahlung die Atmosphäre des kleinen Planeten wegbläst.
Illustration von TOI 1227 b, dessen Atmosphäre durch den Roten Zwerg ins All gejagt wird.

In 330 Lichtjahren Entfernung kreist einer der jüngsten bekannten Exoplaneten um seinen Stern - und sein Schicksal ist schon vorbestimmt: TOI 1227 b umrundet seinen Roten Zwerg in sehr kleinem Abstand, weshalb die intensive Röntgenstrahlung seines Gestirns der Atmosphäre des Planeten intensiv zusetzt. Innerhalb von einer Milliarde Jahren wird TOI 1227 b dadurch von seiner Größe, die der des Jupiters entspricht, zu einer deutlich kleineren und kargen Welt schrumpfen. Der Gasverlust verläuft dabei nach den Erkenntnissen von Attila Varga vom Rochester Institute of Technology in New York und seinem Team nach kosmischen Maßstäben rasend schnell.

Die Arbeitsgruppe hatte für ihre Studie Daten des NASA-Röntgenteleskops Chandra ausgewertet. Sie zeigen, dass der Rote Zwerg TOI 1227 enorm viel Röntgenstrahlung aussendet - mehr als unsere Sonne, obwohl der Rote Zwerg lediglich ein Zehntel der Masse unseres Zentralsterns aufweist. Der nur acht Millionen Jahre alte Exoplanet ist dieser intensiv ausgesetzt; sein Abstand zum Stern beträgt ein Fünftel der Distanz zwischen Sonne und Merkur.

Die starke Strahlung reißt massenhaft Moleküle aus der dichten Atmosphäre ins All: Nach den Berechnungen verliert der Exoplanet dadurch alle 200 Jahre so viel an Masse in seiner Gashülle, wie der gesamten Atmosphäre der Erde entspricht. Gemessen an heute könnte TOI 1227 b auf etwa ein Zehntel seiner aktuellen Größe schrumpfen und mehr als zehn Prozent seiner Gesamtmasse verlieren. Andererseits ist die Röntgenstrahlung wohl auch daran schuld, dass sich die Atmosphäre des Planeten überhaupt so stark aufgebläht hat.

Die Masse von TOI 1227 b ist zwar nicht genau bekannt, liegt aber vermutlich in der Nähe der von Neptun, während sein Durchmesser im Vergleich zu diesem etwa dreimal so groß ist – also ähnlich wie bei Jupiter. Zudem ist er der bislang zweitjüngste bekannte Exoplanet - die Erde ist hingegen mehr als 4,5 Milliarden Jahre alt. Unter allen bekannten Exoplaneten mit einem Alter unter 50 Millionen Jahren sticht TOI 1227 b noch ein weiteres Mal hervor: Er besitzt das längste Jahr und umkreist einen Mutterstern mit der geringsten Masse.

  • Quellen
Varga, A. et al., arXiv 10.48550/arXiv.2506.04440, 2025

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