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Tropenkrankheiten: Experten kritisieren Malariaprogramm der Weltbank

Malariaverbreitung
Die von der Weltbank angestrengte Strategie zur Bekämpfung der Malaria wird massiv kritisiert. Insgesamt 13 internationale Gesundheitsexperten warfen am "Afrika-Malaria-Tag", dem 25. April, den Initiatoren des Global Strategy & Booster Program (GSBR) unter anderem vor, Statistiken geschönt, Erfolge vorgetäuscht und veraltete Behandlungsmethoden gegen den Rat medizinischer Fachleute unterstützt zu haben [1]. Die Weltbank widerspricht diesen Vorwürfen [2].

Falsche Finanzierungsversprechen ...

Die Bank ist Träger des im Jahr 2005 gestarteten GSBR, welches das Programm der internationalen Kooperation Roll Back Malaria (RBM) wiederbeleben sollte. Die Initiatoren wollten mit Partnern "zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US-Dollar" zur Bekämpfung der weltweit bedeutendsten Tropenkrankheit zur Verfügung stellen.

Schon diese Zahl wird aber von den Kritikern in Frage gestellt. Sie weisen darauf hin, dass die allein für Afrika vor acht Jahren ins Leben gerufene RBM – eine internationale Allianz von über 90 Organisationen inklusive WHO und UNICEF – zur Eindämmung der Malaria-Epidemie allein für Afrika 300 bis 500 Millionen versprochen hätten. Diese Summe sei aber nie tatsächlich zur Verfügung gestellt, geschweige denn ausgegeben worden. Die finanziellen Zusicherungen seien im Laufe der Jahre vielmehr immer weiter nach unten korrigiert worden. Im vergangenen Jahr hatten Kritiker bereits Versäumnisse der RBM beklagt, die sich anfänglich zum Ziel gesetzt hatte, die Malaria-Todesfälle bis zum Jahr 2010 zu halbieren.

... statistische Fehler ...

Die Kritiker halten nun zudem einige von der Weltbank publizierten Erfolgsmeldungen für falsch. So habe die Bank einen drastischen Rückgang der Malariafälle in Regionen Brasiliens und Indiens beobachtet, wo seit 1996 Bekämpfungsprogramme durchgeführt worden sind. Offizielle statistische Analysen der Regierungen dieser Länder wichen aber von den Weltbank-Zahlen teilweise deutlich ab, so die kritische Studie. In Indien seien laut offiziellen Statistiken der Regierung zwischen 2002 und 2004 sogar wieder mehr Malariafälle aufgetreten. Nachgewiesene statistische Fehler in den Weltbank-Daten würden überdies meist die Bekämpfungserfolge beschönigen, so der Erstautor der Kritik, Amir Attaran von der Universität von Ottawa.

In einer Stellungnahme werfen die Weltbank-Autoren ihrerseits den Kritikern vor, das Zahlenmaterial nicht umfassend analysiert zu haben.

... und überholte Behandlungsmethoden?

Entgegen den Richtlinien der WHO habe die Weltbank zudem das Malariamedikament Chloroquin in Regionen zum Einsatz gebracht, in denen es bereits wegen Resistenzen der Parasiten unwirksam gewesen sei, so ein weiterer Kritikpunkt der Studie. Allein hierfür seien 1,8 Millionen Dollar aufgebracht worden.

Die Weltbank kontert, sie habe Chloroquin nur begleitend neben anderen Medikamenten in Regionen verabreicht, in denen diese Kombinations-Behandlung noch effektiv war.

Zukünftige Organisation umstritten

Die Weltbank habe ihren ursprünglich aus sieben Spezialisten bestehenden Malaria-Expertenstab mittlerweile vollig aufgelöst, so die Kritiker. Attaran und seine Koautoren möchten die von der Weltbank in Aussicht gestellten Mittel in einem unabhängigen Gremium verwaltet sehen. Dieses Gremium solle die Rolle der Bank auf die des reinen Geldgebers beschränken.

Die Weltbank betont dagegen, für sie arbeiteten in 13 Ländern Gruppen an Malariaprogrammen. Die Bank habe sich "dem Gelingen ihres Malariaprogramms verpflichtet" und möchte auch weiterhin für Erfolg und Misserfolg verantwortlich gemacht werden. Zu diesem Zweck sollen "maßgeschneiderte Monitoring- und Evaluationsmaßnahmen" in allen Weltbank-finanzierten Malariaprogrammen eingesetzt werden.

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