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Vulkanismus: Explosion auf dem Feuerring

Eine heftige Eruption des Vulkans Saritschew auf den russischen Kurilen-Inseln nahmen die Astronauten der Internationalen Raumstation ISS am 12. Juni 2009 auf. Der Vulkan gehört zu den mehreren hundert aktiven Vulkanen, die den Pazifischen Ozean an seinen Rändern säumen und dabei einen unregelmäßigen Kreis beschreiben, der von den Geowissenschaftlern als Feuerring bezeichnet wird.

Die Eruption des Vulkans Saritschwew am 12. Juni 2009 | Einen heftigen Ausbruch des Vulkans Saritschew auf der russischen Kurilen-Insel Matua fotografierten die Astronauten der Internationalen Raumstation aus dem All. Sehr schön ist die pilzförmige Ausbruchswolke zu sehen, an ihrem Fuß läuft ein hellgrauer pyroklastischer Strom den Vulkankegel hinunter. Durch die Druckwelle der Explosion haben sich die niedrigen Stratus-Wolken im direkten Umfeld des Vulkankegels aufgelöst.
Der rund 1500 Meter hohe Vulkan Saritschew ist der aktivste Feuerberg der Kurilen-Inselkette und liegt auf der Insel Matua. Die Inseln sind wegen ihres sehr rauhen Klimas weitgehend unbewohnt, so dass durch diesen Ausbruch unmittelbar keine Menschen in Gefahr gerieten. Der Saritschew brach zuletzt im Jahr 1989 aus, weitere Eruptionen sind aus den Jahren 1986, 1976, 1954 und 1946 bekannt.

Die Inselkette der Kurilen verdankt ihre Existenz dem Vulkanismus und markiert eine Plattengrenze. In diesem Bereich taucht die ozeanische Pazifische Platte unter die riesige eurasische Kontinentalplatte ab und schiebt sich in einem schrägen Winkel unter sie. Den Rand der abtauchenden Platte markiert ein Tiefseegraben. Die pazifische Platte taucht schon einige hundert Kilometer vor dem Rand der eurasischen Platte ab, dazwischen erstreckt sich das Ochotskische Meer als Randmeer. Dieser Prozess heißt Subduktion.

Bei der Subduktion einer ozeanischen Platte gelangen große Mengen an Wasser ins Erdinnere. Es befindet sich sowohl in den Porenräumen als auch in den Mineralen der Gesteine. Es handelt sich bei den Gesteinen um Basalt und die unmittelbar anschließende oberste Schicht des Erdmantels.

Im Erdinneren steigen mit zunehmender Tiefe Temperatur und Druck rasch an, so dass das Wasser aus den Gesteinen freigesetzt wird und aufsteigt. In den darüberliegenden Schichten des Erdmantels senkt es den Schmelzpunkt der Gesteine um mehrere Hundert Grad Celsius ab. Somit bilden sich im Erdmantel oberhalb der abtauchenden Platte Gesteinsschmelzen (Magmen), die aufsteigen, schließlich die Erdoberfläche erreichen und dort Vulkane bilden.
Satellitenbild der Kurilen-Inselkette | Die Inselkette der Kurilen ist vulkanischen Ursprungs. Sie verbindet die russische Halbinsel Kamtschatka (oben) mit der japanischen Nordinsel Hokkaido (unten.


Da diese Schmelzen jedoch große Mengen an Wasser und Silikat enthalten, sind sie sehr zähflüssig. Daher neigen Vulkane mit derartigen Laven zu sehr heftigen explosiven Ausbrüchen, die ihre Lava zu feinster Asche zerstäuben. Sie ist auf dem Bild als graubraune Wolke sichtbar.

Die weißliche Umhüllung des obersten Wolkenteils ist ein durch die Explosionsdruckwelle erzeugter Wassernebel, die Wolke steigt gerade mit hoher Geschwindigkeit in die Höhe und steht schon mehrere Kilometer hoch. Ein derartiger Ausbruch wird als plinianische Eruption bezeichnet, nach dem antiken Naturforscher Plinius dem Jüngeren, der im Jahr 79 n. Chr. aus der Ferne die sehr ähnliche Eruption des Vesuvs beobachtete und in Briefen beschrieb, der die Städte Pompeji und Herculaneum mit seinen Auswurfsmassen unter sich begrub.

Obwohl der größte Teil der Explosionsenergie beim Ausbruch des Saritschew nach oben gerichtet war, ist ein Aufenthalt in der Nähe des Vulkankegels dennoch nicht ratsam. Schaut man an den Fuß der Eruptionswolke, so lässt sich eine spitze Zunge aus hellgrauer Asche erkennen, die den Vulkankegel hinunterfließt.

Dies ist ein so genannter pyroklastischer Strom, eine bis zu 500 Grad Celsius heiße Lawine aus Gas, Asche und Felsblöcken, die mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde den Vulkanhang hinunterrast. Auf seinem Weg nach unten walzt ein pyroklastischer Strom alles nieder und verbrennt das betroffene Gebiet zusätzlich. Diese pyroklastischen Ströme, auch französisch nuée ardente (Glutwolke) genannt, sind die gefährlichsten Erscheinungen explosiver Vulkaneruptionen und haben in der Vergangenheit schon Zehntausende Menschen getötet.

Tilmann Althaus

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