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Prostatakrebs: Falsche Verdächtige

Fluoreszierendes Drüsengewebe
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Bisher machte man für die Wucherungen in der Vorsteherdrüse so genannte Luminalzellen verantwortlich – unter anderem, weil sie das prostataspezifische Antigen (PSA) produzieren, dessen Konzentration im Blut bei der Erkrankung zunimmt. Doch diese Annahme könnte falsch sein. In einem neuartigen Mensch-Mausmodellsystem fanden Andrew Goldstein und sein Team an der University of California in Los Angeles Hinweise darauf, dass der Krebs von einem anderen Drüsenzelltyp abstammt: den Basalzellen.

Die Forscher entnahmen gesundes Gewebe aus der menschlichen Prostata und isolierten daraus getrennte Populationen von Basal- und Luminalzellen. In beide schleusten sie anschließend Tumorgene ein, die eine Entartung begünstigen. Die resultierenden Zellen pflanzten sie schließlich Mäusen mit unterdrücktem Immunsystem ein und verfolgten, ob sich daraus ein Tumor entwickelte. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass nur die Tiere, denen Basalzellen implantiert wurden, bösartige Wucherungen ausbildeten. Diese glichen in ihren Eigenschaften üblichen Prostatatumoren.

Fluoreszierendes Drüsengewebe | Basalzellen – hier grün fluoreszierend, während die Luminalzellen rot leuchten – kleiden die Prostatadrüsen aus.
Solche Tumore zeichnen sich bei Gewebsuntersuchungen durch eine auffällige Anhäufung vom Luminal- und die Abwesenheit von Basalzellen aus, während im gesunden Gewebe beide Zelltypen auftreten. Laut Goldstein machen die neuen Erkenntnisse deutlich, dass eine histologische Charakterisierung von Krebsgeweben nicht immer auf die zellulären Ursachen der Krankheit schließen lasse. Anscheinend verwandeln sich beim Prostatakrebs im Zuge der Entartung die Basal- in Luminalzellen. Dieser Befund könnte neue Ansätze für die Bekämpfung des Tumors liefern.

Nicole Wedemeyer

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