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Beauty-Chemie: Faltenfrei mit Polymerfilm im Gesicht?

Ein neu entwickelter Polymercocktail legt sich wie eine zweite Haut auf die echte. So sollen angeblich Fältchen glatt gebügelt und Wirkstoffe verabreicht werden.
Links mit Kunsthaut, rechts mit Tränensäcken

Materialwissenschaftlern ist eine Entwicklung im Bereich Gesichtspflege gelungen. Wie ein Team um Robert Langer, Bioingenieur am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, berichtet, bleibt ihr "praktisch unsichtbarer" Polymerfilm über 16 Stunden auf der Haut, wo er Fältchen strafft und der Haut Feuchtigkeit verleiht. Möglicherweise lässt sich das extrem dehnbare Material auch dazu einsetzen, Wirkstoffe zu verabreichen oder an Stelle einer Hautcreme trockene Partien feucht zu halten.

Wie die Forscher in einer Studie berichten, verleiht die transparente Schicht schlaffer, älterer Haut jugendliche Spannkraft und auch ein vergleichbares Aussehen. Das Team versuchte dazu neben der Dehnbarkeit und Elastizität der Haut auch deren Reflexionseigenschaften zu imitieren. Man würde nicht einmal selbst bemerken, dass man einen solchen Film im Gesicht trage.

Dehnbare Haut | Die Wissenschaftler versuchten die Materialeigenschaften natürlicher Haut möglichst exakt nachzubilden.

Ein solches Material hätten Wissenschaftler bisher vergeblich gesucht, erklärt Koautorin Barbara Gilchrest von der Harvard Medical School in Boston gegenüber "Nature". Die Resultate seien "eindrucksvoll", ergänzt ihr Kollege John Rogers von der University of Illinois in Urbana-Champaign, der nicht an der Studie beteiligt war. Im Magazin "New Scientist" äußern sich Experten allerdings noch skeptisch. Es sei zu früh, um zu sagen, ob die "Second Skin" tatsächlich hält, was die Entwickler versprechen. Noch konnte kaum jemand die dafür vorgebrachten Belege eingehend untersuchen.

Das Team will das Verfahren in gleich zwei Firmen vermarkten, eine soll den Film als Schönheitsprodukt anbieten, mit der anderen wollen sie einen medizinischen Einsatz erproben. Laut MIT-Forscher Langer wird eine ältere Variante des Gels bereits seit 2014 über Hautärzte vertrieben.

Chemisch gesehen baut "Second Skin" auf Siloxanen auf – Polymeren auf Basis von Silizium und Sauerstoff. Diese werden in einem ersten Schritt als Gel auf die gewünschten Hautpartien aufgetragen. Anschließend pinselt der Anwender ein zweites Gel darüber, das einen platinhaltigen Katalysator enthält. Er sorgt dafür, dass sich die langen Polymerketten untereinander vernetzen und dem Film dadurch Halt geben.

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