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Sachsen-Anhalt: Familiengräber aus der Steinzeit

Schädel aus Familiengrab
Nachdem die Männer das Dorf verlassen hatten, töteten Plünderer deren Frauen und Kinder – eine solche Tragödie spielte sich vor 4600 Jahren bei Eulau im heutigen Sachsen-Anhalt ab. Die Opfer wurden anschließend von ihren Angehörigen bestattet, allerdings nicht einzeln, wie es in der Steinzeit meistens vorkam, sondern in Gruppen. Wer neben wem begraben wurde, war dabei kein Zufall: Nahe Familienangehörige sollten auch im Tod vereint bleiben.

Dies fand ein Forscherteam von den Universitäten Mainz und Halle heraus, als es die Knochen genetisch untersuchte. Die 13 Skelette waren auf vier Gruben verteilt, in denen außerdem Beigaben wie Steinäxte und Keramik lagen.

In einem der Gräber konnten die Forscher ein Geschwisterpaar identifizieren, in einem anderen war ein Mann neben seiner Frau und seinen Söhnen bestattet worden. Insgesamt waren unter den Toten nur zwei erwachsene Männern, beide hatten sich schon zu Lebzeiten schwere Armbrüche zugezogen. Wahrscheinlich mussten sie wegen der schlecht verheilten Verletzungen im Dorf bleiben, während die anderen Männer zur Jagd aufbrachen.

Somit gab es niemanden, der die Gemeinschaft bei dem kommenden Überfall verteidigen konnte. Die Angreifer waren mit Äxten und Pfeilen bewaffnet, die Spuren der tödlichen Hiebe und Einschläge sind deutlich auf den Knochen ihrer Opfer zu sehen. Woher sie kamen, ist ungewiss, womöglich stammten sie aus einem der Nachbardörfer, vermuten die Forscher.

Die damaligen Bewohner Sachsen-Anhalts gehörten zur Kultur der Schnurkeramik, die nach den typischen Mustern auf ihren Tongefäßen benannt ist und über ganz Mitteleuropa verbreitet war. Mehrfachbestattungen aus dieser Zeit sind selten, auch in der Gegend um Eulau wurden bisher vor allem Einzelgräber entdeckt.

Lisa Leander

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