Mondsonde: Fehlfunktion beendet Mission von Chandrayaan-1
Nachtrag 08.09.2009: Als wahrscheinliche Ursache des Totalausfalls sehen verschiedene Experten Überhitzung. Schon während der ersten Missionsmonate hatte sich gezeigt, dass die Abschirmung der Sonde gegen thermische und ionisierende Strahlung zu schwach war. Gleichzeitig war die Elektronik der Sonde nicht robust genug und nahm durch den Teilchenbeschuss schnell schaden. Seit Mai hatte der Orbiter bereits beide Sternsucher und einen Navigationscomputer verloren. Ohne Steuerung wird er nun vermutlich im Jahr 2012 auf dem Mond aufschlagen.
Chandrayaan (zu deutsch "Mond-Schiff" oder "Mond-Reise") startete am 22. Oktober 2008 an Bord einer indischen PSLV-Trägerrakete und erreichte drei Wochen später seine endgültige Umlaufbahn 100 Kilometer über der Mondoberfläche. Indien war damit nach China die zweite Nation, deren erster Flug zum Erdtrabanten direkt ein Erfolg war.
Mit geschätzten 60 Millionen Euro gaben die Inder jedoch weniger als halb so viel Geld aus wie die Chinesen für ihre Sonde Chang'e-1. Außerdem brachte Indien als bisher einziges Land schon beim Erstflug seine Nationalflagge auf den Mondboden. Dies geschah wenn auch unsanft durch die Einschlagsonde Moon Impact Probe.
Die indischen Instrumente zielten hauptsächlich auf die dreidimensionalen Kartierung des Mondes ab. Dies geschah sowohl mit Hilfe von Laser-Entfernungsmessung als auch durch eine Stereokamera mit einer Geländeauflösung von fünf Metern pro Bildpunkt. Daneben suchten Spektrometer nach Vorkommen von interessanten Rohstoffen wie Metallen und nach radioaktiven Elemtenten, die Aufschluss über das Alter der Mondkruste geben können.
Die NASA hingegen steuerte ein Radar bei, das in die Tiefe des Mondbodens blicken konnte. Speziell in den polaren Regionen, die permanent im Schatten liegen, vermuten Planetologen schon lange Spuren von Wassereis. Leider war Chandrayaan-1 bis zuletzt nicht in der Lage, diesen Verdacht zu bestätigen. Der im Jahr 2009 gestartete Lunar Reconnaissance Orbiter der NASA wird mit seinen deutlich präziseren Instrumenten dieser Frage weiter nachgehen.
Unterdessen plant Indien bereits seine nächste Mondmission Chandrayaan-2, die im Jahr 2013 starten soll. Auch ein Rover wird dann mit an Bord sein, um Bodenproben zu nehmen und diese vor Ort zu untersuchen. Eine Marssonde und erste bemannte Raumflüge stehen im kommenden Jahrzehnt ebenfalls auf der Agenda Indiens. Die nun erkannten Mängel von Chandrayaan-1 könnten diese Pläne jedoch womöglich hinauszögern.
Ralf Strobel
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben