Direkt zum Inhalt

News: Finden Sie das nicht auch zum Brüllen komisch?

Haben Sie heute schon gelacht? Oder gab es für Sie noch keinen Anlass zu lachen, und die Witze in der Zeitung fanden Sie auch überhaupt nicht komisch? Ausnahmsweise liegt die Ursache dafür nicht in den Genen, sondern in der guten alten Erziehung. Zumindest kamen britische Wissenschaftler zu diesem Schluss, als sie dem Humor von eineiigen und zweieiigen Zwillingen nachgingen. Trotz genetischer Unterschiede beurteilen auch zweieiige Zwillinge Cartoons gleich.
Mittlerweile scheinen ja die Gene an allem Schuld zu sein: Welche Haarfarbe wir haben, wie gesund wir sind und ob wir bei "rot" über die Ampel gehen. Wissenschaftler geben nicht mehr so häufig wie früher die Erziehung als Grund für unser Verhalten an. Bis kurzem sind sie davon ausgegangen, dass unser Sinn für Humor genauso genetisch verankert ist. Biologen um Tim Spector und Lynn Cherkas vom St. Thomas Hospital in London kommen mit ihren Zwillingsstudien zu einem anderen Schluss (Twin Research vom März 2000).

Sie untersuchten 71 Paare von eineiigen Zwillingen und 56 Paare von zweieiigen Zwillingen, die jeweils gemeinsam aufgewachsen sind. Für das Experiment schickten Wissenschaftler die Geschwister einzeln in Kabinen und legten ihnen Zeichnungen von Gary Larson vor. Auf einer Skala von 1 (Papierverschwendung) bis 10 (urkomisch) sollten sie bestimmen, wie komisch sie den Cartoon fanden. Die Ergebnisse der Londoner Biologen zeigten, dass die befragten Geschwister dazu neigen, über das Gleiche zu lachen. Auch wenn sie genetisch verschieden sind, wie bei den zweieiigen Zwillingen der Fall, beurteilen beide einen Witz gleich gut oder gleich schlecht.

Aha, denken sich Spector und Kollegen, und führen den Effekt auf die gemeinsame Erziehung der Zwillinge zurück. "Das ist eine Überraschung", sagt Spector. "Die Studie deutet an, dass es einen großen kulturellen Einfluss auf Humor gibt." Könnte dieser Einfluss erklären, warum Engländer über andere Dinge lachen als Deutsche?

Der Verhaltensgenetiker Robert Plomin vom Institute of Psychiatry in London findet die Ergebnisse zwar interessant, "weil Zwillingsstudien fast immer einen genetischen Einfluss auf Verhaltensweisen zeigen". Aber die Studie müsste umfangreicher sein, um die Resultate zu bekräftigen. Daneben könnte es sein, dass die Ergebnisse stark davon abhängen, wie die Untersuchung angelegt ist. Denn es fehlt die Vergleichsgruppe von eineiigen Zwillingen, die in unterschiedlicher Umgebung aufgewachsen sind. Bisher hat niemand gezeigt, dass diese Zwillinge unterschiedliche Dinge komisch finden.

Spector selbst gibt zu, dass seine Gruppe nur eine Art von Humor getestet hat, den so genannten kognitiven Humor, in dem widersprüchliche Aussagen verwoben werden. Er will als nächstes die Reaktionen auf andere Witze testen, beispielsweise solche mit sexuellen Anspielungen. P> Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.