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Anthropologie: Fisch und Fleisch förderte Frühmensch

Dr. David Braun, University of Cape Town, Südafrika
Dass bereits in der Frühzeit der Menschheit beispielsweise ein Homo habilis von Werkzeugen ausgiebigen Gebrauch machte, ist durch Funde hinlänglich belegt. Welche Tierarten genau die Hominiden allerdings mit ihren noch recht primitiven Geräten zerlegten, ist indessen noch nicht sicher geklärt.
Mit Hammer und Meißel ... | ... bearbeitete das Team um David Braun die Tonschicht, in der sie schließlich die menschenbearbeiteten Knochen fanden.
Jetzt sind Forscher im nördlichen Kenia am Turkana-See auf eine Ansammlung fossiler Tierüberreste gestoßen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von Frühmenschen zusammengetragen wurde. Die Auswertung belegt: Wasserlebende Tiere standen auf dem Speiseplan ganz oben.

Wie das Team um David Braun von der University of Cape Town berichtet, hätten hier vor rund zwei Millionen Jahren nicht weiter identifizierbare Hominiden Kadaver zusammengetragen und zum Verzehr aufgebrochen. Dass es sich nicht um eine natürliche Ansammlung handle, sei klar ablesbar aus Schnittspuren an den Knochen, die auf fachgerechtes Zerlegen der Beute mit Steinwerkzeugen schließen lassen, so die Wissenschaftler. Zahnabdrücke nagender Raubtiere fanden sich hingegen kaum. Von den gesammelten Überresten konnten die Wissenschaftler rund 750 Knochenfragmente identifizieren; ihren Schätzungen zufolge stammen sie von mindestens 48 einzelnen Tieren, die tatsächliche Zahl könnte womöglich deutlich darüber liegen. Nicht an allen Fundstücke ließen sich allerdings Spuren von Steinwerkzeugen eindeutig nachweisen.

Die Funde sprechen für einen breit gefächerten Speiseplan der Hominiden und entstammen einer Vielzahl von auch heute noch in der Gegend verbreiteten Gattungen wie Giraffen, Rindern, Wildschweinen, Flusspferden und Stummelaffen. Überrascht sind die Forscher über den vergleichsweise hohen Anteil von im oder am Wasser lebenden Arten wie Fischen, Schildkröten und Krokodilen. In den Besitz der Fleischstücke kamen die Hominiden wahrscheinlich entweder, indem sie anderen Raubtieren ihre Beute abjagten, oder, indem sie ihr wasserreiches Gebiet auf der Suche nach frischem Aas durchstreiften. Anzeichen für eine gezielte Jagd finden sich erst später bei Homo erectus.

Die reichhaltige Nahrung sowie der Gebrauch von Werkzeugen, mit denen sich auch unzugängliche Nahrungsquellen wie Schildkröteninnereien oder das unter einem Panzer verborgene Krokodilfleisch erschließen ließen, könnten laut den Forschern erklären, warum sich Homo habilis und seine Verwandten ein größeres Gehirn leisten konnten als ihre vegetarischen Vorfahren. Insbesondere die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fischen vorkommen, seien bekannt als "Treibstoff" für das Gehirnwachstum, so Braun. (jd)

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  • Quellen
Braun, D.R. et al.: Early hominin diet included diverse terrestrial and aquatic animals 1.95 Ma in East Turkana, Kenya. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.1002181107, 2010.

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