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Fischbrötchen: Warum man hungrige Möwen anschreien sollte

Kreischende Möwen gehören zur Küste wie die Brandung und der Strand. Wer jedoch Angst um sein Fischbrötchen oder die Pommes hat, sollte es mit einem bestimmten Verhalten versuchen.
Eine Möwe steht auf einer Betonmauer am Meer und hält ein Waffeleis in ihrem Schnabel. Zwei weitere Möwen sind in der Nähe, eine davon schaut in Richtung der ersten Möwe. Im Hintergrund ist das blaue Wasser des Ozeans zu sehen. Die Szene findet an einem sonnigen Tag statt.
Möwen fordern manchmal recht offensiv Futter ein und schnappen sich Eistüten, Fischbrötchen oder Pommes aus den Händen nichtsahnender Menschen.

Manche Menschen sind so von der Natur entfremdet, dass sie sich an der Küste über Lärm und Schmutz von Möwen beklagen – oder Mundraub anprangern, wenn die Vögel Passanten das Fischbrötchen, die Pommes oder das Eis aus den Händen reißen. Dabei gehen die Tiere mitunter sehr klug vor, wie Beispiele aus Großbritannien zeigen, wo die gefiederten Mitbewohner intensiv studiert werden. Eine Untersuchung von Céline Rémy von der University of Exeter in Penryn und ihrem Team zeigt dagegen an Möwen in verschiedenen Orten Cornwalls, wie man sie von der eigenen Mahlzeit fernhält: indem man sie anschreit!

Die Arbeitsgruppe lockte insgesamt 61 Vögel in neun Küstenorten der britischen Region mithilfe einer geschlossenen Brotdose an, in der sich Pommes befanden. Sobald sich eine Möwe dem Behältnis näherte, spielten die Wissenschaftler verschiedene Tonbandaufnahmen ab: Entweder schrie ein Mann laut »No, stay away, that's my food« oder er sprach die gleichen Worte in normaler Tonlage – oder es erklang nur der liebliche Gesang eines Rotkehlchens.

Fast die Hälfte aller angelockten Silbermöwen (Larus argentatus) ließ sich durch das Gebrüll in weniger als einer Minute nach Exposition in die Flucht schlagen. Das war ein deutlich höherer Erfolgsfaktor, als wenn die Stimme normal sprach: In diesem Fall flohen nur 15 Prozent durch Abflug, während sich andere immerhin wachsam zu Fuß entfernten. Sang dagegen das Rotkehlchen, interessierte dies 70 Prozent der Möwen überhaupt nicht und sie verblieben direkt beim potenziellen Futter. Kein Vogel flog dann in die Lüfte; die meisten pickten unbeeindruckt weiter in Richtung Nahrungsquelle.

»Wenn Sie also eine Möwe verscheuchen wollen, die Ihr Essen zu stehlen versucht, kann Reden sie vielleicht aufhalten. Schreien ist jedoch wirksamer, um sie zum Wegfliegen zu bewegen«, fasst die an der Studie beteiligte Biologin Neeltje Boogert von der University of Exeter zusammen. Eine frühere Untersuchung von Boogert und Co hatte bereits gezeigt, dass simples Anstarren viele Möwen davon abhält, sich essenden Menschen zu nähern.

»Die meisten Möwen sind nicht mutig genug, um Menschen Lebensmittel zu stehlen. Ich glaube, sie sind ziemlich verunglimpft worden«, so Boogert. »Wir wollen nicht, dass Menschen ihnen Schaden zufügen. Sie sind eine geschützte Tierart, und dieses Experiment zeigt, dass es friedliche Methoden gibt, um sie abzuschrecken, ohne dass es zu körperlichen Kontakten kommt.«

  • Quellen
Rémy, C. et al., Biology Letters 10.1098/rsbl.2025.0394, 2025

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