Paläontologie: Fischfossilschädel zeigt Übergang vom Wasser- zum Landleben

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© Edward Daeschler (Ausschnitt)
Tiktaalik roseae | Das etwa 370 Millionen Jahre alte Fossil Tiktaalik roseae
2006 präsentierten Wissenschaftler um Edward Daeschler von der Academy of Natural Sciences of Philadelphia und Neil Shubin von der University of Chicago die neue Art Tiktaalik roseae, deren Überreste die Forscher auf der Insel Ellesmere in der Polarregion Kanadas entdeckt hatten [2, 3]. Der Skelettbau des über einen Meter langen, krokodilartigen Tiers, das vor etwa 370 Millionen Jahren im späten Devon gelebt hatte, zeigte schon typische Anpassungen an das Landleben wie einen beweglichen Kopf, einen stabilen Brustkorb sowie funktionsfähige Schultern, Ellenbogen und Teile von Handgelenken.
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Vom Wasser ans Land | Zwischen den tetrapodenartigen Fischen vor 380 Millionen Jahren und den fischartigen Tetrapoden vor 360 Millionen Jahren liegt eine Lücke. Diese Lücke könnte Tiktaalik roseae schließen: Seine Flossen hatten schon ein Handgelenk, so dass der Flachwasserfisch bereits erste Erkundungsgänge an Land durchführen konnte.
Die innere Architektur des Kopfes blieb den Paläontologen jedoch bislang verschlossen, da der Schädel fest im Fels vergraben war. Jetzt konnte Daeschlers Mitarbeiter Jason Downs den Schädel freilegen und eine dreidimensionale Rekonstruktion anfertigen.
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Evolution des Nackens | Fische wie Eusthenopteron (unten) konnten den Kopf noch nicht frei drehen. Bei den ersten Amphibien wie Acanthostega (oben) ermöglichte ein Schultergürtel und ein ausgeprägter Nacken die Beweglichkeit des Kopfes. Das Skelett der vor etwa 370 Millionen Jahren lebenden Art Tiktaalik roseae (Mitte) steht evolutionsbiologisch dazwischen.
Dagegen bildete sich ein Kieferknochen, das Hyomandibulare, das beim Fressen und Atem unter Wasser wichtig war, bei Tiktaalik roseae bereits zurück. Bei Säugetieren entwickelte sich aus diesem Knochen der Steigbügel, einer der drei Gehörknöchelchen des Mittelohrs.
Damit bestätigt sich die evolutionsbiologische Stellung von Tiktaalik roseae an der Basis der Landwirbeltiere. Das noch fischähnliche Wesen lebte vermutlich im Flachwasser in einer amphibischen Landschaft, wagte aber bereit erste Erkundungsgänge an Land. (aj)
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