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Fell, Fasern - Federn?: Flauschige Flugsaurier stellen Vogel-Evolution in Frage

Pterosaurier galten bisher eher als mäßig behaart. Neue Funde zeigen aber: Ihr ganzer Körper war dicht mit Fasern besetzt - und einige von ihnen ähnelten frühen Federn.
Kurzschwanz-Pterosaurier waren schon vorher sehr niedlich, schon wegen der großen Augen. Zum Kindchenschema kommt jetzt auch noch Ganzkörperflausch. Wenn es sie heute noch geben würde, wären sie wahrscheinlich beliebter ais Katzen (vorausgesetzt, sie wären stubenrein).

Vier verschiedene Arten Körperbedeckung – darunter weiches Fell und federähnliche Strukturen – wiesen Fachleute bei zwei Pterosaurier-Fossilien aus China nach. Wie eine Arbeitsgruppe um Zixiao Yang von der Nanjing University nun in »Nature Ecology & Evolution« berichtet, trugen beide Tiere an Kopf und Rumpf ein Fell aus haarartigen Fasern, während die Flügelmembranen mit verzweigten Strukturen besetzt war. Eines der Exemplare trug wohl nur diese beiden Körperbedeckungen, bei dem anderen Fossil waren anscheinend kleinere Körperregionen mit zwei weiteren Typen von Hautauswüchsen bedeckt. Die Fasern enthielten außerdem dunkle Pigmente; die beiden Flugsaurier hatten eine Flügelspannweite von etwas über 40 Zentimetern und sahen, wie die Arbeitsgruppe anmerkt, ungefähr aus wie sehr flauschige braune Fledermäuse.

Die beiden Fossilien sind etwa 160 bis 165 Millionen Jahre alt und gehören zu den Anurognathiden, einer Gruppe von kleinen Pterosauriern mit kurzen oder fehlenden Schwänzen. Viele Arten aus dieser Gruppe waren vermutlich nachtaktive Insektenfresser, was darauf hindeutet, dass sie eine ähnliche ökologische Nische besetzten wie viele Fledermäuse. Die Überreste der als NJU–57003 und CAGS–Z070 bezeichneten Tiere sind ungewöhnlich gut erhalten. Einerseits erkenne man die Gewebestruktur der Flügelmembran, berichtet das Team, aber vor allem die Körperbedeckung sei weitgehend erhalten – so gut dass man die Struktur der Fasern unterscheiden kann.

Demnach sind drei der vier Typen von Fasern verzweigt – und könnten damit Federn entsprechen. Bisher ging man davon aus, dass Federn bei den Theropoden entstanden, aus denen die Vögel hervorgingen, so dass sie allein in dieser Abstammungslinie vorkommen. Sollten sich die Befunde bestätigen, hätten sich federartige Strukturen entweder bei zwei Linien parallel entwickelt – oder sind schon beim gemeinsamen Vorfahr von Dinosauriern und Pterosauriern entstanden. Beides wäre eine Überraschung.

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