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Kommunikation: Fledermäuse nutzen pflanzliches Hörrohr

Fledermäuse in Blatt

Akustische Signale gehören zu den wichtigsten Methoden, um sich miteinander zu verständigen. Allerdings hapert es bei der überbrückbaren Distanz: Je nach Frequenz und Umwelt fällt die Lautstärke schnell ab. Amerikanische Haftscheibenfledermäuse (Thyropthera tricolor) behelfen sich mit einem uns Menschen sehr bekannten Trick: Die eingerollten Blätter, die sie als Ruheplatz aufsuchen, wirken wie ein Hörrohr.

Amerikanische Haftscheibenfledermäuse leben in kleinen und sehr festen Gruppen. Als Ruheplätze wählen sie sich die neuen, noch eingerollten Blätter von Helikonien, Calathea oder auch Bananen, in denen sie sich zu mehreren zusammenfinden. Ihren Namen verdanken sie speziellen Haftscheiben an den Füßen, mit denen sie sich an glatten Oberflächen festhalten. Die noch fliegenden Individuen geben Suchrufe ab, auf die sie von den Artgenossen im Unterschlupf Antwort bekommen. Diese Rufe spielen eine wichtige Rolle, denn die Tiere müssen ihre Ruheplätze beinahe täglich wechseln, da sich die Blätter entfalten.

Gesellige Ruhepause | Um ihre Gruppenmitglieder, die sich schon ein gemütliches Plätzchen gesichert haben, zu finden, geben amerikanische Haftscheibenfledermäuse spezielle Rufe ab und bekommen Antwort. Die Blattröhren wirken dabei wie ein Hörrohr.

Gloriana Chaverri von der Universidad de Costa Rica und Erin Gillam von der North Dakota State University untersuchten nun die akustischen Effekte des Blütenrohrs auf die Fledermausrufe genauer und stellten fest, dass die Suchrufe in den nach unten kegelförmig zulaufenden Blattröhren um bis zu zehn Dezibel lauter erschallten als ohne Blatt. Die ausgehenden Rufe hingegen wurden nur schwach verstärkt. Für die Suchenden bedeutet das, dass sie in einem weit größeren Umfeld noch gehört werden können: bei acht Dezibel mehr immerhin um etwa 15 bis 30 Meter, so die Forscherinnen.

Haftscheibenfledermaus beim Verlassen des Verstecks | Eine amerikanische Haftscheibenfledermaus beim Verlassen des Ruhequartiers: Die nur wenige Zentimeter kleinen und ein paar Gramm wiegenden Tiere verbringen ihre Pausen gern in Gesellschaft anderer Gruppenmitglieder. Ungewöhnlich ist, dass sie dabei den Kopf oben haben und nicht kopfüber hängen.

Problematisch wird es allerdings mit der Antwort – denn deren Reichweite veränderte sich kaum. Noch dazu verzerrt die Blattröhre die akustischen Eigenschaften des Rufs, der aber individuell verschieden ist. Wenn auch die Tiere also über weitere Entfernungen zu hören sind, so wird es doch schwieriger zu erkennen, wer ruft und wer antwortet – ob Gruppenmitglied oder nicht. Vielleicht aber, so spekulieren Chaverri und Gillam, haben sich die Fledermäuse daran angepasst&nsbp;- weitere Forschung in dieser Richtung könnte lohnenswert sein, schließen sie.

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