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Fledermäuse und Viren: Nächster Verwandter von Sars-CoV-2 gefunden

Eine Studie an Fledermäusen in Laos findet mehrere Coronaviren, die eng mit Sars-CoV-2 verwandt sind. Das stärkt die These, dass das Virus natürlichen Ursprungs ist.
Fledermaus in kambodschanischer Höhle

Fledermäuse sind bekannte Wirte für zahlreiche Viren und gelten auch als potenzielle Quelle für Sars-CoV-2, das die gegenwärtige Covid-19-Pandemie ausgelöst hat. Eine noch nicht veröffentlichte Studie von Sarah Temmam vom Institut Pasteur und ihrem Team bestärkt die These, dass Sars-CoV-2 ursprünglich von Fledermäusen direkt oder über Zwischenwirte auf Menschen übergesprungen ist. Wie sie in einem Preprint auf Research Square schreiben, entdeckten Temmam und Co drei nahe Verwandte des Virus in laotischen und chinesischen Fledermäusen.

Die Viren besitzen demnach Rezeptor-Bindungsdomänen, die praktisch identisch mit jenen von Sars-CoV-2 sind: Theoretisch könnten die BANAL-52, BANAL-103 und BANAL-236 genannten Viren damit auch auf Menschen überspringen und an den ACE2 genannten Rezeptor menschlicher Zellen andocken. Für ihre Studie hatten die Virologinnnen und Virologen Spucke, Kot und Urin von rund 650 Fledermäusen im Norden Laos gesammelt und ausgewertet.

In drei Hufeisennasenarten wiesen sie dann die Viren nach, die zu 95 Prozent mit Sars-CoV-2 identisch sind. »Als Sars-CoV-2 zum ersten Mal sequenziert wurde, sah die Rezeptorbindungsdomäne nicht wirklich wie etwas aus, das wir zuvor gesehen hatten«, sagte Edward Holmes von der University of Sydney gegenüber »Nature«: eine der Ursachen, warum Spekulationen aufkamen, dass das Virus in einem Labor erzeugt worden sein könnte. Die neuen Funde erhärten jedoch die These, dass der Auslöser der globalen Pandemie tatsächlich in der Natur vorkommt. Verschiedene Studien in den letzten Jahren haben gezeigt, dass Südostasien und Teile Südchinas ein Hotspot für Coronaviren und spezifischer für Sars-CoV-2-ähnliche Erreger sind.

Im Labor konnten Temmam und ihre Gruppe sogar zeigen, dass die Rezeptorbindungsdomänen der Viren ähnlich gut an ACE2 binden konnten wie frühe Linien von Sars-CoV-2. BANAL-236 konnte in Zellen kultiviert werden, so dass das Virus nun in Tierstudien getestet werden kann.

Den neuen Viren fehlen allerdings auch noch ein paar Merkmale, die Sars-CoV-2 aufweist, etwa Eigenschaften, die es dem Virus zusätzlich erleichtern, in menschliche Zellen einzudringen. Unklar bleibt weiterhin, wie Sars-CoV-2 nach Wuhan gelangte und ob es noch einen Zwischenwirt gab, bevor der Erreger auf den Menschen übersprang.

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