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Zoologie: Fledermauszunge funktioniert wie Wischmopp

Glossophaga sorricina

Die kleine, in Südamerika heimische Fledermausart Glossophaga soricina ernährt sich von Nektar, an den sie mit Hilfe ihrer langen Zunge gelangt. Ein raffinierter Mechanismus erleichtert ihr die Nahrungsaufnahme, wie Forscher um Cally Harper und Elizabeth Brainerd von der Brown University herausgefunden haben. Haarähnliche Fortsätze an der sich blitzartig verlängernden Zunge werden mit Blut vollgepumpt und richten sich auf. Deutlich mehr Nektar bleibt auf diese Weise an der Zunge hängen – das Prinzip ähnelt einem Wischmopp.

Der "Wischmop" von G. soricina | Eine elektronenmikroskopische Aufnahme der Zungenspitze von G. soricina. Deutlich sichtbar sind die haarähnlichen Fortsätze.
Die Zunge von G. soricina ist perfekt an ihre Lebensweise angepasst: Während der Nektaraufnahme verlängert sie sich in nur einer Achtelsekunde um mehr als 50 Prozent. Auf diese Weise können die Fledermäuse selbst tiefe Blütenkelche als Nahrungsquelle nutzen. Bereits bekannt waren auch die Fortsätze an ihrer Zungenspitze – sie wurden jedoch bislang für passive Strukturen gehalten. Einem Forscherteam um Harper ist jetzt mittels hochauflösender Videoaufnahmen der Nachweis gelungen, dass sich diese beim Eintauchen in den Nektar durch einen rapiden Zufluss von Blut aufstellen. "Hydraulische Systeme in der Natur sind normalerweise langsam, wie etwa die Röhrenfüßchen von Seesternen. Aber diese Fledermauszungen sind extrem schnell, weil das Blutgefäßsystem, das die haarähnlichen Fortsätze aufrichtet, in ein muskuläres Hydrostat eingebettet ist", fasst Harper ihre Entdeckung zusammen. Während der Verlängerung der Zunge verringert sich durch Muskelkontraktion bei konstantem Volumen ihr Durchmesser. Die Blutgefäße werden so zusammengepresst und das Blut blitzartig in die Zungenspitze gepumpt.

Angesichts des hohen Metabolismus von Blüten besuchenden Fledermäusen ist eine effiziente Nahrungsaufnahme überlebenswichtig, zumal der Energiegehalt von Nektar gering ist. Der "Wischmopp" von G. soricina scheint eine Antwort auf diese Lebensbedingungen zu sein.

Die Fledermauszunge in Aktion

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