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Beobachtungstipps: Flinke Venus, heller Mars

Mars dominiert den Planetenhimmel im Oktober: Seine Opposition am 14. Oktober wird für viele Jahre die günstigste bleiben – Planetenbeobachter sollten sie nicht verpassen!
Venus

Merkur steht am 1. Oktober in größter östlicher Elongation zur Sonne. Die flach zum Westhorizont stehende Ekliptik bewirkt, dass der Planet bereits kurz nach der Sonne untergeht und daher nicht sichtbar wird. Am 25. Oktober erreicht er seine untere Konjunktion.

Venus finden wir am Morgenhimmel. Sie durchschreitet das Sternbild Löwe und wechselt am 22. Oktober in die Jungfrau. Ihre Aufgangszeiten verspäten sich von 03:35 Uhr MESZ am 1. auf 04:53 Uhr (03:53 Uhr MEZ) am 31. Oktober. Bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad, zur Monatsmitte gegen 07:10 Uhr MESZ) steht sie am Monatsanfang gut 30 Grad, am Monatsende immerhin noch 24 Grad über dem Ostsüdosthorizont. Mit einer scheinbaren Helligkeit von –4,0 mag ist sie ein strahlend heller »Morgenstern«. Im Vergleich zu den Vormonaten wird das Venusscheibchen im Teleskop immer kleiner und rundlicher. Die Beleuchtungsphase nimmt im Monatslauf von 72 auf 81 Prozent zu, der Winkeldurchmesser gleichzeitig von 15,5 auf 13,2 Bogensekunden ab: Venus entfernt sich von der Erde und befindet sich auf dem erdabgewandten Teil ihrer Sonnenumlaufbahn. Vom 2. auf den 3. Oktober passiert Venus den 1,4 mag hellen Regulus, Hauptstern im Löwen. Die engste Begegnung von gut fünf Bogenminuten findet leider am Abend des 2. Oktober und damit für Mitteleuropäer unbeobachtbar statt. Die abnehmende Mondsichel begegnet Venus am 14. Oktober (siehe Grafik unten); sie steht an diesem Morgen etwa 3,5 Grad nordöstlich des Planeten.

Mond, Regulus und Venus | Am 13. Oktober passiert der abnehmende Mond den Hauptstern Regulus im Löwen und gesellt sich einen Tag später zur Venus.
Venus und Regulus | »Trotz einiger Wolken gelang es mir in den frühen Morgenstunden des 3. Oktober 2012, die Begegnung der Venus mit dem Fixstern Regulus über Holzgerlingen zu fotografieren«, schreibt Harald Lutz. Zum Einsatz kamen eine Canon EOS 1100D, 28 mm, f/2,8, ISO 3200 mit einer Belichtungszeit von 1 Sekunde.

Venus kitzelt die Löwenpfote

Der Hauptstern des Löwen, der 1,4 mag helle Regulus, bildet eine der vorderen Pfoten des himmlischen Raubtiers. Schöne Begegnungen von Himmelskörpern mit der Löwenpfote kommen recht häufig vor, denn nur knapp südlich von ihr verläuft die scheinbare jährliche Bahn der Sonne, die Ekliptik. Mond und Planeten halten sich stets in der Nähe dieser gedachten Linie auf, die alle Sternbilder des Tierkreises verbindet. Am frühen Morgen des 3. Oktober 2020 ist es die Venus, die gegen 4 Uhr MESZ nur zehn Bogenminuten südöstlich von Regulus steht (siehe Grafik unten). Zu dieser frühen Stunde ist das recht helle Paar gerade aufgegangen und steht deshalb noch tief über dem Osthorizont.

Ein normales Auge vermag die ungleichen Partner getrennt zu sehen. Allerdings nimmt sich der eigentlich recht helle Regulus im gleißenden Licht des mit – 4,1 mag strahlenden Morgensterns nur wie ein kleines Anhängsel aus. Doch genau hier kommt Ihr Fernglas ins Spiel: Mit Hilfe dieser handlichen Optik können Sie Venus und Regulus trotz des Helligkeitsunterschieds bequem beobachten. Zudem offenbart sich nun, dass der heiße Stern Regulus in einem weiß-bläulichen Farbton leuchtet, während sich unser von einer Wolkendecke umhüllte Nachbarplanet weiß-gelblich zeigt.

Wer gegen 6 Uhr MESZ, etwa zu Beginn der Morgendämmerung, nochmals durch das Fernglas blickt, bemerkt die rasche Bewegung der Venus gegenüber Regulus: Innerhalb von nur zwei Stunden hat sich der gegenseitige Abstand auf 15 Bogenminuten vergrößert, denn Venus eilt auf der Ekliptik ostwärts weiter. Beobachten Sie die Begegnung zu dieser Morgenstunde möglichst auch in den Tagen vor und nach dem 3. Oktober – denn wie schon im vergangenen Monat, als Venus den offenen Sternhaufen Praesepe im Sternbild Krebs passierte, wird auf diese Weise deutlich, mit welch großen Schritten sich der Morgenstern weiterbewegt: mehr als ein Grad pro Tag.

(Klaus-Peter Schröder)

Venus und Regulus | Die enge Begegnung der Venus mit Regulus am 3. Oktober 2020 lässt sich am besten mit einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop beobachten, denn wegen des großen Helligkeitsunterschieds ist die Sichtung mit bloßem Auge nicht leicht. Auffällig ist hingegen die rasche Bewegung der Venus gegenüber Regulus in den Tagen davor und danach.

Mars zieht im Oktober als auffällig heller, roter »Stern« die gesamte Nacht lang die Blicke auf sich, denn der Planet steht am 14. Oktober im Sternbild Fische in Opposition. Seine scheinbare Helligkeit erreicht –2,62 mag; er ist damit nach Mond und Venus das dritthellste Objekt des Nachthimmels. Anders als bei der letzten Perihelopposition im Jahr 2018 erreicht er dieses Jahr auch für mitteleuropäische Beobachter wieder brauchbare Horizonthöhen von gut 45 Grad (gerechnet für unseren Standard-Beobachtungsort bei 50 Grad nördlicher Breite), rund 30 Grad mehr als vor zwei Jahren. Damit steigen die Chancen auf das für eine erfolgreiche Marsbeobachtung notwendige ruhige Seeing erheblich. Berücksichtigt man außerdem, dass Mars der Erde bis zum Jahr 2035 nicht mehr so nah kommen wird wie in diesem Jahr, gilt das Motto für alle Marsbeobachter umso mehr: wenn nicht jetzt, wann dann! Wegen der Exzentrizität der Marsbahn erreicht der Planet seine größte Erdnähe von 0,415 Astronomische Einheiten (62,07 Millionen Kilometer) wenige Tage vor seiner Opposition am 6. Oktober. Mit 22,6 Bogensekunden erscheint das Marsscheibchen an diesem Tag nur 1,7 Bogensekunden kleiner als im Jahr 2018. Bei der Opposition am 14. Oktober, wenn Sonne, Erde und Mars fast genau in einer Linie stehen, sind es unmerkliche 0,3 Bogensekunden weniger. Mars bietet für Teleskopbeobachter ein weites Betätigungsfeld: Als einziger Planet erlaubt er den Blick auf seine Oberfläche, wo dunkle und helle Albedostrukturen sowie die weißen, mit Eis bedeckten Polkappen die beliebtesten Beobachtungsziele sind. Aber auch die dünne Marsatmosphäre ist für Überraschungen gut. Eiswolken und Staubstürme lassen sich mit etwas Erfahrung schon mit mittleren Teleskopen mit 20 Zentimeter Öffnung erkennen. Im Spätsommer 2018 verhüllte gar ein globaler Staubsturm den ganzen Planeten über Wochen. Hoffen wir, dass das in diesem Jahr nicht geschieht. Zu einem Stelldichein von Mars und (Fast-)Vollmond kommt es am 2./3. Oktober, wobei die beiden Himmelskörper am frühen Morgen des 3. Oktober nur 1,2 Grad voneinander entfernt stehen (siehe SuW 8/2020, S. 55). Auch gegen Ende des Monats kommen sich Mars und zunehmender Mond wieder nahe (siehe Grafik unten).

Mond und Mars | Sehr nah am Westhorizont begegnen sich in den frühen Morgenstunden der Mond und Mars zum Monatsende.

Jupiter leuchtet, im Mittel –2,3 mag hell, bei Ende der Abenddämmerung im Südwesten. Der Riesenplanet geht am 1. Oktober um 23:59 Uhr MESZ, am Monatsletzten um 22:17 Uhr (21:17 Uhr MEZ) unter. Teleskopbeobachter sollten die Dämmerung nutzen, da Jupiter schon bald nach Beginn der Nacht tiefer als 15 Grad sinkt. Im Teleskop erscheint der Planet zum Monatsanfang noch unter einem Winkel von 40,5 Bogensekunden, dieser Wert sinkt bis zum 31. Oktober auf 37 Bogensekunden. Am Abend des 22. Oktober steht der zunehmende Mond knapp 3 Grad südöstlich von Jupiter.

Jupiter, Saturn und Mond | Ende Oktober begegnen die riesigen Gasplaneten Jupiter und Saturn dem zunehmenden Mond. Das Schauspiel ereignet sich in der Nähe des Zentrums unseres Milchstraßensystems im Sternbild Schütze.

Saturn finden wir rund sechs Grad östlich von Jupiter (siehe Grafik oben); er hält sich also ebenso tief am Südwesthorizont auf. Seine Untergangszeiten verfrühen sich im Monatslauf von 00:41 Uhr auf 22:45 Uhr (21:48 Uhr MEZ). Der Planet leuchtet 0,5 mag hell; sein Winkeldurchmesser schrumpft bis Ende Oktober auf 16,4 Bogensekunden. Die Ringebene ist zu 22,7 Grad geöffnet.

Uranus erreicht am 31. Oktober im Sternbild Widder seine diesjährige Opposition. Seine Kulminationszeiten verschieben sich von 03:10 Uhr MESZ (1. Oktober) auf 01:03 Uhr (00:03 Uhr MEZ am 31. Oktober). Der Planet ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 5,7 mag bei mondlosem Himmel mit bloßem Auge als sternförmiges Objekt etwa 10 Grad südlich der Sterne Alpha und Beta Arietis (α und β Ari) zu sehen; es befinden sich keine helleren Sterne in seiner Umgebung. Mit Teleskopen ab etwa 25 Zentimeter Öffnung sind bei guten Bedingungen die drei Uranusmonde Ariel, Oberon und Titania zu erkennen.

Neptun wandert gegenläufig durch das Sternbild Wassermann. Dort steht er etwa 1 bis 1,5 Grad östlich des 4,2 mag hellen Sterns Phi Aquarii (Φ Aqr). Der äußerste Planet des Sonnensystems kulminiert am 15. Oktober um 23:01 Uhr MESZ und geht um 04:41 Uhr unter. Er ist etwa 7,8 mag hell.

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