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Atmosphärenphysik: Fördert Luftverschmutzung die Entstehung von Wirbelstürmen?

Luftverschmutzung
Schwere Wirbelstürme sind im Arabischen Meer selten – und Ereignisse wie der Zyklon "Gonu" im Jahr 2007 bisher eine absolute Ausnahme: Der Wirbelsturm kostete damals Dutzenden Menschen im Oman und Iran das Leben und verursachte Schäden in Milliardenhöhe. Ereignisse wie dieses könnten sich bald häufen, da die starke Luftverschmutzung in dieser Region womöglich die Entstehung von Wirbelstürmen fördert.

Obwohl im Arabischen Meer die natürlichen Bedingungen gegeben wären, entwickeln sich dort meist nur zwei bis drei Wirbelstürme pro Jahr. Der Grund dafür ist, dass starke vertikale Scherwinde die Stürme bereits im Ansatz regelrecht auseinanderreißen oder zumindest eine Zunahme der Intensität verhindern. Besonders in den Monaten Juli und August schützt die Monsunzirkulation vor der Entstehung von Stürmen. In den vergangenen Jahren hat deren Zahl vor der Monsunperiode jedoch zugenommen und damit die Befürchtung geweckt, dass die Anrainerstaaten des nördlichen Indischen Ozeans häufiger unter Wirbelstürmen leiden werden.

Amato Evan von der University of Virginia in Charlottesville und seine Kollegen haben anhand der Daten der letzten 30 Jahre festgestellt, dass sich die Zunahme der Frequenz mit der massiv gestiegenen Luftverschmutzung erklären ließe. Diese teils mehrere Kilometer mächtigen "braunen Wolken" verringern die Sonneneinstrahlung, was zum einen die Temperaturen des Oberflächenwassers senkt und zum anderen die Temperaturen in der höheren Atmosphäre steigen lässt: Die Schichtung der Luftsäule wird stabiler. Gleichzeitig nehmen die vertikalen Scherwinde ab – optimale Bedingungen, unter denen ein Wirbelsturm entstehen und weiter reifen kann, obwohl sich das Wasser wegen verringerten Einstrahlung weniger stark aufheizt.

Allerdings, so geben die Autoren selbst als auch Ryan Sriver von der Pennsylvania State University zu bedenken, harrten ihre Ergebnisse noch weiterer Bestätigung: Zu gering sei derzeit noch die Zahl der auswertbaren Stürme, um einen generellen klimatischen Trend festzuzurren. Angesichts der Tatsache, dass solche Zyklone im Arabischen Meer in der Hälfte aller Fälle an Land weiterwüten, sei es aber dringend angebracht, die Rolle der Luftverschmutzung auf die Sturmhäufigkeit noch gründlicher zu untersuchen.

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