Direkt zum Inhalt

News: Formfehler

Unbeherrschtes Zittern, steife Muskeln, verzerrte Sprache - all diese Symptome der Parkinson-Krankheit gehen auf dieselbe Ursache zurück: Das Absterben von Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin ausschütten, der die Bewegung von Muskeln kontrolliert. Doch was genau die Neurone abtötet, blieb bisher im Dunkeln. Womöglich ist daran sogar eine Form des Dopamins selbst beteiligt.
Nervenzellen in von der Parkinson-Krankheit betroffenen Gehirnregionen zeichnen sich durch charakteristische Ablagerungen aus, die so genannten Lewy-Körperchen. Sie bestehen aus der gefalteten beziehungsweise fibrillären Version des Proteins alpha-Synuclein, deren ungefaltete Variante im Gehirn weit verbreitet ist. Bisher machten Neurowissenschaftler das missgestaltete Eiweiß für die verheerenden neurodegenerativen Schäden verantwortlich.

Vor kurzer Zeit stießen Forscher jedoch auf eine weitere, womöglich noch gefährlichere Version, die zwischen der ungefalteten und der fibrillären Form schwebt, also in einem protofibrillären Zustand vorliegt. Peter Lansbury von der Harvard Medical School und seine Kollegen untersuchten nun, welche Faktoren das Umfalten der Protofibrillen in die Fibrillen beeinflussen. Im Reaganzglas hemmten von 169 überprüften Substanzen 15 diesen Übergang – ein unerwünschter Prozess, falls die Protofibrillen tatsächlich schädlicher sind als die eigentlichen Fibrillen.

Zur Überraschung der Forscher gehörten 14 dieser Hemmstoffe zur Klasse der Catecholamine – also jener Substanzgruppe, zu der auch Dopamin zählt. Sollten tatsächlich ausgerechnet Dopamin-ähnliche Substanzen und der Botenstoff selbst, dessen Verlust sich so dramatisch auswirkt, die Krankheit verschlimmern?

Einen kleinen Hinweis auf des Rätsels Lösung entdeckten die Wissenschaftler, als sie ihren Proben Antioxidantien zufügten. Denn damit kurbelten sie den Übergang von Protofibrillen zu Fibrillen an. Lansbury bietet dafür eine Erklärung: Dopamin wird im Zellplasma gebildet, wo es oxidiert werden kann. Erst an seinem Zielort – einem synaptischen Bläschen, in dem es gespeichert wird – ist es davor sicher. Die Forscher vermuten daher, dass bei Parkinson-Kranken das natürliche Gleichgewicht zwischen Dopamin und seiner oxidierten Form durcheinander gerät.

Laut Virginia Lee von der University of Pennsylvania untermauern die Ergebnisse die Annahme, dass Protofibrillen tatsächlich schädlich sind und oxidativer Stress zu ihrer Entstehung beiträgt. Doch bevor weitere Schlüsse gezogen werden, sollten die Versuche erst noch an Zellkulturen und Versuchstieren wiederholt werden.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.