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Sexualität: Forscher definieren normale Sexfantasien

Der Unterschied zwischen "pathologischen" und "normalen" sexuellen Fantasien ist Psychologen klar. Im Grenzbereich muss aber noch genauer hingesehen werden.
Gehirn mit Lichtblitzen

Ein Team von Psychologen der Université de Montreal hat es sich zur Aufgabe gemacht, sexuelle Fantasien von Frauen und Männern zu katalogisieren. Die Forscher wollen auf diesem Weg eine schärfere Einordnung von "normalen" und "unnormalen" Vorlieben erreichen. Zwar wird eine Unterscheidung erfasst – in Amerika etwa im DSM-5 , dem aktuellen Klassifikationssystem für psychische Störungen –, hier sei aber gerade die Definition von nur "ungewöhnlichen" im Vergleich zu "anormalen" Fantasien ungenügend. Daher baten die Wissenschaftler 1517 Kanadier beiderlei Geschlechts, ihre sexuellen Fantasien explizit zu erzählen. Anschließend versuchten die Psychologen sie dann nach dem Grad von "Normalität" zu sortieren. Ausgeschlossen waren bei der Auswertung pathologische Fantasien, die eindeutige Hinweise auf ernsthaft psychologische Störungen liefern.

Am Ende konnten die übrigen, sehr vielfältigen Fantasien nach den Kategorien "selten", "ungewöhnlich" und "typisch" sortiert werden. Im Allgemeinen unterschieden sich die Durchschnittsfantasien von Frauen und Männern, oft entsprachen sie gängigen Erwartungen. Ungewöhnliche Fantasien waren etwa Fantasien von Sex mit Prostituierten oder Cross-Dressing, zu den typischerweise geäußerten gehörten Oralsex und Sex mit mehreren Partnern (vor allem eine Fantasien von Männern) sowie Sex an romantischen Orten (bei Frauen). Frauen fantasierten häufiger über Dominanzspiele und Unterwerfung, Männer über Sex mit fremden Partnern – interessanterweise, so die Forscher, oft auch von Sex ihrer Partnerin mit fremden Männern. Die weiblichen Befragten machten besonders deutlich, dass sie etwa Unterwerfungs- und Dominanzfantasien nicht real ausagieren wollten. Männer dagegen würden im Mittel vor allem die konventionelleren ihrer Vorstellungen häufiger gerne auch ausleben – oder gaben dies zumindest im Fragebogen an.

Eindeutig sei jedenfalls, freuen sich die Forscher um Christian Joyal, dass auch in einer großen, sehr heterogenen Gruppe mit vielfältigen Vorstellungen eindeutige Trends und Kategorien auszumachen seien. Eine noch genauere statistische Auswertung könnte sogar zeigen, ob verschiedene Vorstellungen mit anderen korrelieren. So werde dann etwa klar, ob Fantasien von Unterwerfung auch mit denen von Dominanz einhergehen. Aus dem Fehlen solcher typischen Korrelationen könnte in Zukunft ein Rückschluss auf "Normalität" gezogen werden.

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  • Quellen
Journal of Sexual Medicine 10.1111/jsm.12734, 2014.

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