Chemie: Forscher entschlüsseln den Duft des Todes
Wenn menschliche oder tierische Körper nach dem Tod zu verwesen beginnen, macht sich das schnell auch durch einen unangenehmen Geruch bemerkbar. Aber könnte man nur anhand dieses Dufts mit einer superfeinen Nase feststellen, welches Lebewesen da genau gestorben ist? Vielleicht schon. Das deuten zumindest die Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Eva Cuypers von der Katholischen Universität Löwen in Belgien an. Den Forschern gelang es erstmals, einen ganz speziellen chemischen Cocktail zu identifizieren, den offenbar nur Menschen nach ihrem Tod verströmen.
Cuypers und ihr Team sammelten zunächst Gewebeproben von sechs menschlichen Körpern nach der Autopsie und legten sie einzeln in verschlossenen Gläsern ab, in die aber zumindest noch ein wenig Luft eindringen konnte. Anschließend fügten sie ihrer Sammlung auch noch Proben von zahlreichen toten Tieren wie Mäusen, Hasen, Schildkröten, Vögeln, Fröschen oder Schweinen hinzu. Von Zeit zu Zeit entnahmen Cuypers und ihre Kollegen Luftproben aus ihren Gläsern und untersuchten diese auf die verschiedenen organischen Verbindungen, die sich darin befanden. Dabei stießen die Forscher schließlich auf acht Ester, wichtige Bestandteile von tierischen Fetten, die nur die Überreste von Menschen und Schweinen absonderten, welche beide sehr ähnliche Zersetzungsprozesse aufweisen. Immerhin fünf Ester konnten auch diese beiden Spezies voneinander unterschieden.
Ein Cocktail aus diesen Verbindungen könnte vielleicht in Zukunft dazu genutzt werden, Leichenspürhunde besser zu trainieren oder gar künstliche Geräte zu entwickeln, die menschliche Kadaver detektieren, spekulieren die Forscher. Da sie in ihrem Versuch aber nur kleine Gewebeproben sammelten, haben sie damit vermutlich bisher auch nur einen Teil der chemischen Verbindungen aufgedeckt, die tatsächlich während des Verwesungsprozesses an die Luft abgegeben werden, schränkt Arpad Vass von der University of Tennessee gegenüber "Science Now" die Ergebnisse ein. Als Nächstes wollen Cuypers und ihr Team sich daher komplette Körper vorknöpfen, um ihre Studien zu vertiefen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.