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Säbelzahnräuber Diegoaelurus vanvalkenburghae: Fossil von frühem Hyperkarnivoren entdeckt

Der Säbelzahnräuber Diegoaelurus vanvalkenburghae gehörte vermutlich zu den ersten Tieren, die sich erfolgreich fast ausschließlich von Fleisch ernährten. Eckzähne wie Klingen machten es möglich.
Künstlerische Darstellung von Diegoaelurus vanvalkenburghae

Im Eozän vor etwa 56 bis 34 Millionen Jahren sah es im Verwaltungsbezirk San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien noch ganz anders aus. Das heute trockene Klima der Region war wärmer und feuchter, und in den üppigen subtropischen Wäldern wimmelte es von Primaten und Beuteltieren. Und auch eine bislang unbekannte Säbelzahnsäuger-Art war dort offenbar heimisch, wie nun ein kürzlich untersuchtes Fossil zeigt.

Das Fossil – der Unterkiefer eines katzenartigen Säugetiers – wurde 1988 auf einer Baustelle in der Stadt Oceanside gefunden. Forscher, die es mit modernen Methoden untersuchten, fanden heraus, dass es zu einem bisher unbekannten Mitglied der seltenen Unterfamilie der Machaeroidinae gehörte, zu der auch fünf andere inzwischen ausgestorbene, fleischfressende Säbelzahntiere zählen. Sie schätzen das Alter des Exemplars auf rund 42 Millionen Jahre und trotz einiger abgebrochener Teile ist es gut erhalten.

Die neue Art trägt nun den Namen Diegoaelurus vanvalkenburghae, benannt nach der ehemaligen Präsidentin der Society of Vertebrate Paleontology, Blaire Van Valkenburgh. Sie hatte etwa die Größe eines modernen Luchses, aber einen längeren Körper und kürzere Gliedmaßen. Katzen gab es zu der Zeit, als Diegoaelurus die Erde durchstreifte, noch nicht. Die Abstammungslinie, die zu ihnen führten sollte, war gerade erst dabei, sich zu entwickeln. Mit seinen vergrößerten oberen Eckzähnen, die schätzungsweise zwei bis drei Zentimeter lang waren, machte die Kreatur wahrscheinlich Jagd auf kleine bis mittelgroße Säugetiere von ähnlicher Größe wie sie selbst, wie das Team im Fachmagazin »PeerJ« schreibt.

Unterkieferknochen von Diegoaelurus | Das Fossil wurde 1988 auf einer Baustelle in Oceanside, Kalifornien, entdeckt.

Die Knochen von Diegoaelurus ähneln denen von anderen Vertretern der Familie der Machaeroidinae, erklärt Ashley Poust, Mitautorin der Studie und Paläontologin am San Diego Natural History Museum. Ungewöhnlich seien jedoch die Form und Größe der Zähne, der Abstände zwischen ihnen sowie die Form jenes Teils des Kinns, der nach unten ragte, um die Eckzähne des Tieres zu schützen.

Auf den Fleischkonsum spezialisiert

Poust zufolge scheint Diegoaelurus eines der ersten Säugetiere gewesen zu sein, das einigermaßen erfolgreich als Hyperkarnivore lebte – sich also zu mehr als 70 Prozent von Fleisch ernährte, wie es heute beispielsweise Hauskatzen, Löwen und Eisbären tun. Doch obwohl seine Zähne Diegoaelurus zu einem ausgezeichneten Fleischfresser machten, waren sie vermutlich auch einer der Gründe für das Aussterben der Tiere: Sie erschwerten es ihnen, andere Nahrung zu essen. »Bei Diegoaelurus ist von den Backenzähnen kaum noch etwas übrig außer den Schneideklingen, ähnlich wie bei heute lebenden Katzen«, erklärt Studienautor Shawn Zack vom University of Arizona College of Medicine in Phoenix.

Das Fossil liefert neue Hinweise darauf, wie sich die Mitglieder der Machaeroidinae einst entwickelten. So lebte Diegoaelurus zur gleichen Zeit wie Vertreter der Gattung Apataelurus aus derselben Unterfamilie, die im Uinta-Becken in Utah heimisch waren. Das zeige, dass die Machaeroidinen vielfältiger gewesen seien, als man bislang annahm, erklärt Zack. »Es war immer möglich, dass es sich um eine einzige Tierart handelte, die sich im Laufe der Zeit entwickelte und von einer Art zur anderen wechselte. Dies ist das erste Mal, dass wir ziemlich eindeutige Beweise dafür haben, dass es mindestens zwei verschiedene Machaeroidinen, und zwar ziemlich unterschiedliche, zur selben Zeit gab.«

Darüber hinaus deutet die Studie darauf hin, dass Diegoaelurus auch mit den Mitgliedern einer anderen Säbelzahntierfamilie namens Nimravidae koexistiert haben könnte. Möglicherweise trug der Wettbewerb unter den Spezies zu ihrem Aussterben bei.

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