Fossilien: Dieses Raubtier konnte Dinos zerreißen

Wo sich heute im Süden Patagoniens die kühle, trockene Pampa bis zum Horizont erstreckt, befand sich vor rund 70 Millionen Jahren ein warmes Sumpfgebiet, in dem es von Dinosauriern, Schildkröten, Amphibien und auch kleinen Säugetieren wimmelte – zumindest legen Fossilienfunde das nahe. Mitten darunter lebte Kostensuchus atrox, ein Verwandter der heutigen Krokodile, dessen bemerkenswert gut erhaltenes Skelett ein Team um Fernando Novas vom Museo Argentino de Ciencias Naturales »Bernardino Rivadavia« beschreibt. Das Tier stand in der Nahrungskette der Region wahrscheinlich sehr weit oben und dürfte Dinosaurier mittlerer Größe leicht erbeutet und zerfleischt haben.
Besonders beeindruckte die Paläontologen das Gebiss des krokodilartigen Raubtiers. Es bestand aus mindestens 50 teilweise sehr großen, spitzen Zähnen, die gezackte Kanten aufwiesen – ähnlich wie Steakmesser. Sie saßen in einem kräftigen Kiefer, dessen massive Muskeln einen starken Biss erlaubten. Das deute darauf hin, dass sich die Tiere relativ leicht durch Muskeln und Knochen ihrer Beute arbeiten konnten, schreiben Novas und Co. Das nahezu vollständige Fossil zeigt, dass Kostensuchus atrox mindestens 3,5 Meter lang wurde. Ausgehend von diesen Maßen und dem Knochenbau leitete die Arbeitsgruppe ein Gesamtgewicht von etwa 250 Kilogramm ab. Gefunden wurde das Fossil 2020.
Die Art gehörte zu den Peirosauridae, einer Familie von ausgestorbenen Krokodilartigen, die während der Kreidezeit existierten und vor 66 Millionen Jahren zusammen mit den Dinosauriern (mit Ausnahme der Vögel) und zahlreichen weiteren Arten infolge des Chicxulub-Asteroideneinschlags vor der Küste des heutigen Yucatán ausstarben. Der Name Kostensuchus atrox leitet sich vom patagonischen Wind Kosten und dem ägyptischen Gott Souchus ab, der einen Krokodilschädel besaß. Die Artbezeichnung atrox wiederum stammt aus dem Lateinischen und bedeutet »wild« oder »wütend«.
Kennzeichnend für die Art ist wie bei anderen Peirosauridae der eher rundliche und breite sowie extrem robuste Schädel, während moderne Krokodile eher lange, flache Schnauzen aufweisen. Dazu verfügten sie über längere Gliedmaßen, mit denen sie sich agil und schnell an Land fortbewegen konnten, während heutige Krokodile besser an das Wasserleben angepasst und gute Schwimmer sind. Für ein überwiegendes Landleben von Kostensuchus atrox sprechen zudem die Nasenlöcher, die sich an der Nasenspitze befinden und nach vorne statt nach oben ausgerichtet sind. Im Wasser liegend hätten sie also nur schwer atmen können.
Anm. d. Red.: »Atrox« stammt aus dem Lateinischen, nicht aus dem Griechischen. Wir haben den Fehler korrigiert.
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