Fressfeinde: Wie Blauwale ihren einzigen tierischen Feinden entgehen wollen

Schwertwale sind geschickte Raubtiere, vor denen selbst die größten, lebenden Tiere der Erde nicht sicher sind: Sie attackieren und erlegen sogar Blau- und andere Bartenwale. Doch um erst gar nicht auf sich aufmerksam zu machen, setzen diese Großwale auf eine besondere Taktik: Sie singen zwar besonders laut, aber auch sehr tief – in Frequenzbereichen unter 100 Hertz, in denen die Schwertwale nichts mehr wahrnehmen können. Das schließen Wissenschaftler um Trevor Branch von der University of Washington anhand von Experimenten mit Schwertwalen in Aquarien sowie Daten aus der Natur.
Branch und Co teilten die Bartenwale in zwei Gruppen: Kampf- und Fluchttiere. Erstere umfassen beispielsweise Nordkaper, Grau- und Buckelwale, die sich teils in großer Zahl in flacheren Gewässern versammeln, um sich dort zu paaren und ihren Nachwuchs zu gebären. Sie schwimmen zwar langsamer als ihre Verwandten und besitzen kompaktere Körper, sind dafür aber manövrierfähiger und verteidigen gemeinsam, wenn Schwertwale attackieren. Gleichzeitig kommunizieren sie mit Gesängen über 1500 Hertz, welche die Orcas problemlos hören.
Umgekehrt verhält es sich mit der zweiten Gruppe, den Fluchttieren wie Blau-, Finn- und Minkwale. Sie haben eher schlanke, stromlinienförmige Körper, schwimmen relativ schnell und bleiben auf hoher See, wo sie in alle Richtungen fliehen können. Sie sind meist allein oder in kleinen Gruppen unterwegs, was sie leichter angreifbar macht. Um sich nicht in Gefahr zu bringen, singen sie besonders tief, was Schwertwale über Distanzen jenseits von einem Kilometer nicht mehr erfassen können. Gleichzeitig müssen diese Großwale sehr laut singen, um Paarungspartner über große Strecken auf sich aufmerksam zu machen. Blauwalgesänge erreichen bis zu 188 Dezibel und tragen mehrere hundert Kilometer weit.
Im Gegensatz zu den kämpfenden Verwandten weisen diese Großwale weniger komplexe und repetitive Gesänge, die sie zudem über längere Zeiten hinweg ausstoßen. So erreichen die Männchen, dass sie von möglichst vielen Weibchen gehört und schließlich gefunden werden. Die lautesten Klänge der Blauwale liegen dabei im Frequenzbereich von unter 80 Hertz, was Schwertwale nur in nächster Nähe mitbekommen. Dann wird es selbst für die Giganten gefährlich.
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