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Natürliche Gifte: Frösche nutzen Toxine aus Milben

Pfeilgiftfrösche gewinnen offenbar auch aus verspeisten Milben zahlreiche Alkaloide, die sie als Hautgifte zur eigenen Verteidigung einsetzen. Forscher um Ralph Saporito von der Internationalen Universität Florida haben 42 Substanzen gefunden, die in beiden Gruppen auftreten. Bislang waren vor allem Ameisen als Giftquelle bekannt.

Farbvarianten des Erdbeerfroschs | Kaum zu glauben: Dreimal Oophaga pumilio, der Erdbeerfrosch. Forscher haben entdeckt, dass er seine Hautgifte nicht nur aus verspeisten Ameisen, sondern vor allem aus Hornmilben bezieht.
Saporito und seine Kollegen hatten in der Bodenstreu lebende Hornmilben aus Panama und Costa Rica untersucht und dabei über achtzig Alkaloide entdeckt, von denen sie die Hälfte auch beim Erdbeerfrosch (Oophaga pumilio, ehemals Dendrobates pumilio) nachweisen konnten, der sich vorwiegend von Ameisen und Milben ernährt. Aus seinen Hautdrüsen wurden inzwischen über 230 Alkaloide aus 21 Strukturklassen isoliert, wobei die Zusammensetzung je nach Verbreitungsgebiet schwankt.

Hornmilben liefern damit sogar noch mehr Giftstoffe als Ameisen, auf die 26 Froschtoxine zurückgeführt werden. Vereinzelt scheinen auch andere Milben-Arten, Käfer und Tausendfüßer als Quellen zu dienen, und die Frösche sind auf die Gift liefernden Beutetiere spezialisiert. Die australische Froschgattung Pseudophryne kann hingegen manche Alkaloide sogar selbst herstellen.

Der Ausdruck "Pfeilgiftfrösche" wird häufig nur für die auch bei Terrarianern beliebten bunten Baumsteiger (Dendrobatidae) Mittel- und Südamerikas verwendet. Auch die Madagaskarfrösche (Mantellidae), die echten Kröten (Bufonidae) und die australischen Südfrösche (Myobatrachidae) nutzen jedoch Alkaloide aus der Nahrung als Hautgifte. In den letzten dreißig Jahren wurden über 800 solcher Substanzen charakterisiert. (af)

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