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Tierseuchen: Froschkiller überlebt auch im Warmen

Lange galten Frösche in heißen Regenwäldern als sicher vor dem tödlichen Chytridpilz. Doch nun wurde er auch im peruanischen Tiefland nachgewiesen. Droht weiteres Sterben?
Pfeilgiftfrosch

Rund 200 Froscharten könnten in den letzten Jahrzehnten wegen einer tödlichen Seuche ausgestorben sein, Dutzende gelten als verschollen. Verursacht wird dieses Artensterben durch den Chytridpilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd), der ursprünglich wohl aus Ostasien stammt und mit dem Tierhandel weltweit verschleppt wurde. Besonders betroffen waren Arten in den Bergwäldern Mittel- und Südamerikas sowie Australiens. Biologen nahmen deshalb lange an, dass dort die Lebens- und Ausbreitungsbedingungen für den Erreger optimal sind, während er in heißen Tieflandregionen nicht überlebensfähig ist – zumindest wiesen Wissenschaftler dort bisher noch kein Massensterben bei den Amphibien nach, und Laborexperimente zeigten, dass der Pilz bei Temperaturen über 29 Grad Celsius abstirbt. Tatsächlich kann Bd aber auch dort existieren, wie eine Studie von Alison Davis Rabosky von der University of Michigan und ihrem Team in »PLoS One« belegt.

Die Wissenschaftler verglichen für ihre Studie mehr als 300 Frösche aus dem Tiefland und aus angrenzendem, kühlerem Bergland und untersuchten sie auf Sporen von Bd. Die Tiere aus dem Hochland waren demnach häufiger infiziert; fast jedes zweite trug Sporen auf der Haut. Im Tiefland wiesen hingegen je nach Sammelzeitpunkt zwischen 24 und knapp 40 Prozent aller Frösche den Erreger auf. Manche trugen jedoch teilweise mehr als 100 000 Sporen mit sich herum – Werte, die eigentlich als kritisch gelten. Keiner der untersuchten Frösche aus dem Tieflandregenwald war jedoch offensichtlich krank, was sich etwa durch rote oder sich schälende Haut, Lethargie und mangelhaftes Fluchtverhalten zeigt.

Rabosky und Kollegen rätseln daher, ob der Pilz erst seit Kurzem in der Region vorkommt – und das Massensterben erst noch beginnt –, ob Bd mutierte oder ob er schon lange auch in warmen Gebieten existiert, dort aber nicht tötet (und deshalb nicht gesucht wurde). Womöglich sind die Lebensbedingungen im heißen Regenwald auch besser für die Amphibien, weshalb ihr Immunsystem den Chytridpilz besser in Schach hält.

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