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News: Frost gegen Schmerz

Bei der Kryotherapie wird ein Tumor mit Kälte behandelt, also sozusagen eingefroren. Ein Gerät, mit dem dies möglich ist, wurde nun zum ersten Mal in einer amerikanischen Klinik eingesetzt.
Dr. Patrick Sewell, Assistenzprofessor am University of Mississippi Medical Center, zerstörte zwei sekundäre Tumore eines 49 Jahre alten Lungenkrebspatienten, ohne einen konventionellen operativen Eingriff, Chemotherapie oder Bestrahlung vorzunehmen. Statt dessen setzte er auf ein neues Gerät, welches sich gerade im Genehmigungsverfahren der Food and Drug Administration befand.

Auch mit einer maximalen Schmerzbehandlung konnten die Auswirkungen der sekundären Tumore bei dem betreffenden Patienten nicht mehr unterdrückt werden. Eine Operation kam nicht in Frage, da nach Ansicht von Sewell "der Tumor zu schnell wuchs und eine Operation eine weitere große Wunde und verzögerte Schmerzlinderung bedeuten würde". Statt nun auf Chemotherapie oder Bestrahlung zurückzugreifen, wählte der Mediziner die Kryotherapie, also Kältebehandlung.

Das dazu notwendige Gerät zur Kryoablation wurde in Israel angefertigt und nun das erste Mal in den USA genutzt. Der Weg der eingeführten Sonde mit Gefrierspitze wird per Kernspinresonanztomographie (Magnetic Resonance Imaging, MRI) visuell überwacht. Sewell betont, daß ohne diese Führung eine solche Operation nicht möglich sei. Er führte die Gefrierspitze auf diese Weise bis zum Ort des Tumors und begann dann mit der Gefrierbehandlung. Die Spitze kann eine Temperatur bis zu minus 186 Grad Celsius erreichen.

Bei dem durch Sewell durchgeführten Eingriff wurden 30 bis 40 Minuten benötigt, um den Tumor einzufrieren und zwei Minuten, ihn wieder aufzutauen. Während der Auftauphase wurde die Sondenspitze unter Nutzung von komprimiertem Helium auf 80 Grad Celsius aufgeheizt. Dieser Zyklus von Gefrieren und Auftauen wurde mehrere Male wiederholt. Durch MRI war es möglich, den jeweiligen Zustand des Tumors zu erkennen und auch die Schädigung des umliegenden Gewebes zu minimieren. "Wenn Wasser gefriert, zerstören die gebildeten Kristalle die Zellmembranen im Tumor", erklärt Sewell.

Der Eingriff resultierte in einer bedeutenden Schmerzlinderung für den betreffenden Patienten. Der Krebs kann auf diese Weise nicht besiegt werden, aber Sewell ist der Meinung, eine solche Therapie sei dennoch sehr sinnvoll: "Ich kann den Schmerz auf ein Minimum reduzieren und möglicherweise für bestimmte Zeiträume sogar ganz ausschalten. Dadurch wird die Notwendigkeit einer ständigen Schmerztherapie verringert oder ist nicht mehr gegeben. Dies bedeutet eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität."

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