Bei Einbruch der Dunkelheit steht
der Große Wagen diesen Monat genau
über unseren Köpfen im Zenit.
Doch auch nach Mitternacht befindet er
sich noch in guter Höhe für Beobachtungen.
Er ist dann bereits in den Westen
weitergewandert.
Der Wagen ist ein Sternmuster ("Asterismus") und gehört zum Sternbild Großer
Bär ("Ursa Maior", UMa). Er besteht
aus sieben Sternen, die bis auf einen eine
Helligkeit 2. Größe besitzen. Nur Megrez,
der die Deichsel mit dem Wagen verbindet,
ist mit 3. Größe ein wenig schwächer
als die übrigen. "Großer Wagen" ist
nicht die einzige Interpretation dieser sieben
Sterne. In Amerika werden sie der
Große Kochlöffel ("Big Dipper") und in
Großbritannien der Pflug ("Plough") genannt.
Wie verschieden er auch in den
verschiedenen Ländern der Erde bezeichnet
wird – er stellt das Hinterteil des Großen
Bären dar, der damit eher wie eine
große, langbeinige Maus aussieht.
Von den sieben Wagensternen gehören
bis auf den ersten und den letzten
alle zu einer Sterngruppe, die etwa achtzig
Lichtjahre von der Erde entfernt ist
und sich mit gleich bleibendem Abstand
zueinander durch das All bewegt. Das ist
ungewöhnlich, denn meist stehen Sterne
einer Gruppe oder eines Haufens viel näher
beieinander. Die Plejaden sind das
wohl bekannteste Beispiel dafür.
Für Sterngucker ist Mizar (Zeta Ursae
Maioris), der Stern am Knick der
Deichsel, wohl der interessanteste. Gute
Beobachter können in einer klaren Nacht
schon mit bloßem Auge seinen kleinen
Begleiter Alkor (80 UMa) entdecken. Dieser
sitzt direkt über ihm und wird deshalb
liebevoll das Reiterlein genannt. Allerdings
sind die beiden nur optisch ein
Doppelstern. Tatsächlich ist Alkor knapp
vier Lichtjahre von Mizar entfernt. Mit
den meisten Teleskopen können Sie erkennen,
dass Mizar ein Doppelstern ist,
dessen zwei Komponenten nur ein Fünfzigstel
des Abstands von Mizar und Alkor
auseinander stehen.
Der Große Wagen ist berühmt als
Wegweiser zum kleinen Bären ("Ursa
Minor", UMi) und dem Polarstern darin
(auch "Polaris", Alpha Ursae Minoris). Um ihn zu finden ziehen Sie eine
gedachte Linie von Merak zu Dubhe, den
beiden Objekten am hinteren Ende des
Wagens. Verlängern Sie diese anschließend
um eine weitere Wagenlänge, was
etwa dem Fünffachen entspricht, in Richtung Norden. Dadurch gelangen sie zu
Polaris, der sehr nahe am nördlichen
Himmelspol liegt und damit Tag und
Nacht an derselben Stelle steht. Durch
diesen Punkt geht die Achse um die sich
alle Sternbilder am Himmel drehen. Von
unseren geografischen Breiten aus betrachtetgeht der Große Wagen niemals
auf oder unter, er ist jede Nacht sichtbar
und gehört damit zu den zirkumpolaren
Sternbildern.
Bemerkenswert ist, dass der Polarstern
mit 2. Größe nicht heller zu sein
scheint als die Sterne des Großen Wagens.
Er ist jedoch deutlich erkennbar, da
sich keine weiteren hellen Sterne in seiner
unmittelbaren Umgebung befinden.
Auch der vordere Teil des Großen Wagens
wird als Wegweiser verwendet. Verlängern
Sie einmal die Deichsel, wobei
sie deren Krümmung berücksichtigen
müssen. Nach etwa einer zusätzlichen
Wagenlänge stoßen Sie im Sternbild Bärenhüter
("Bootes") auf den 0. Größe hellen
Stern Arktur (Alpha Bootes).
Verlängern Sie die Kurve noch weiter in
Richtung Horizont, erreichen Sie Spika
(Alpha Virgins) in der Jungfrau.
Der Name Arktur stammt aus dem
Griechischen und bedeutet ebenso wie
der seines Sternbilds "Hüter der Bären".
Die Bezeichnung erklärt sich daraus, dass
er den Bären auf ihrer Bahn um den Himmelspol
ewig folgt. Dabei unterstützen
ihn die Jagdhunde ("Canes Venatici",
CVn), ein kompaktes, neuzeitliches Sternbild.
Es wurde erst vor wenigen hundert
Jahren ersonnen und ist zu blass und unscheinbar
für unsere Übersichtskarte.
Unweit der Deichsel des Wagens befindet sich ein Schmuckstück für
Deep-Sky-Beobachter, die "Whirlpool-Galaxie" M 51. Mit einem
Zwanzig-Zentimeter-Teleskop können Sie unter einem
klaren, dunklen Himmel Andeutungen
ihrer Spiralform und der merkwürdigen
Begleitgalaxie erkennen. Diese sieht in
einem großen Teleskop wie ein Klecks
aus, der an einen der Spiralarme von
M 51 geklebt wurde.
Planeten im Mai
Jupiter und Saturn treten in der Abenddämmerung
im Süden beziehungsweise
Westen deutlich hervor. Der Ringplanet
geht gegen Mitternacht unter, während
Jupiter fast die ganze Nacht hindurch am
Himmel steht.
Venus blinzelt kurz nach Sonnenuntergang
sehr tief im Westnordwesten
über den Horizont. Sie steigt jede Woche
ein wenig höher.
Mars geht früh in den Morgenstunden
auf und scheint während der hellen
Dämmerung im Südosten, bis er im Tageslicht
verblasst.
Der Mond hat diesen Monat einige interessante
Begegnungen mit hellen Sternen
und den Planeten. Am Beginn (3.)
und am Ende (31.) des Monats besucht
die abnehmende Sichel den Planeten
Mars in den frühen Morgenstunden. In
der Abenddämmerung des 9. Mai steht
die schlanke zunehmende Mondsichel
oberhalb der Venus. Am
Abend des 13. Mai befindet sich der
Mond unterhalb von Pollux und Saturn
in den Zwillingen, am 16. Mai ist der
Halbmond bereits bei Regulus im Löwen
angekommen. Ein paar Tage später, am
19. Mai, können Sie bei Einbruch der
Nacht einen recht fetten Mond links unterhalb
von Jupiter und in der nächsten
Nacht bei Spika bewundern. Vom 23. auf
den 24. Mai steht der Vollmond sehr dicht
bei Antares im Sternbild Skorpion.
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