Führungskräfte: Hart zu sein, gilt nicht immer als Zeichen von Stärke

Menschen, die ihr gesellschaftliches Umfeld als harten Daseinskampf empfinden, neigen deutlich stärker dazu, rücksichtslos auftretende Führungskräfte als kompetent und durchsetzungsstark zu bewerten. Wer seine Umgebung hingegen als kooperativ und wohlwollend wahrnimmt, hält harte Chefs eher für überfordert beziehungsweise unqualifiziert. Das berichtet eine Forschungsgruppe um Christine Nguyen von der Columbia University in New York City.
»Wer die Welt als wettbewerbsorientierten Dschungel betrachtet, verzeiht es Führungskräften vielleicht oder zollt ihnen sogar Anerkennung für aggressives und hartes Vorgehen«, erklärte Koautor Daniel Ames gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Wer die Welt hingegen als Ort der Zusammenarbeit betrachte, empfinde solche Vorgesetzte möglicherweise als widerwärtig, ineffektiv oder naiv.
Die Fachleute um Nguyen haben untersucht, warum manche Menschen aggressives Führungsverhalten als Stärke ansehen, während andere es als Schwäche interpretieren. Das Team führte Experimente mit mehr als 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch. Darin ging es um die Bewertung hypothetischer Manager, realer Leitungspersonen sowie fiktiver Arbeitsumgebungen mit hart auftretenden Vorgesetzten.
Demnach spielt die persönliche Weltsicht eine zentrale Rolle dafür, wie man Führungskräfte bewertet. Wer soziale Interaktionen als ständigen Wettbewerb versteht, bewertet dominantes, einschüchterndes oder konfrontatives Verhalten eher positiv. Wer seine Mitmenschen als kooperativ empfindet, tendiert dazu, freundliches und fürsorgliches Verhalten als Führungsstärke anzusehen.
Ein Ziel künftiger Studien könnte laut den Fachleuten sein, dieses Phänomen auch in anderen sozialen und kulturellen Kontexten zu untersuchen – etwa hinsichtlich der Wahrnehmung von Politikerinnen und Politikern. (dpa/fs)
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