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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Kometenparade am Novemberhimmel

Gleich fünf Kometen bieten sich im November zur Beobachtung an, allerdings nur mit dem Fernrohr. Zudem machen auch die Sternschnuppen des schwachen Tauridenstroms auf sich aufmerksam.
Die Kerne von Kometen stoßen bei Annäherung an die Sonne von bestimmten aktiven Zonen auf ihrer Oberfläche Gas aus.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

In der ersten Novemberhälfte ist der Himmel durch den Neumond am 7. November dunkel genug, um leuchtschwache Himmelsobjekte beobachten zu können. Einige Tage später steht der Mond kurz nach Sonnenuntergang zusammen mit Saturn im Südwesten. Am 11. November begegnet der Erdtrabant dem Herrn der Ringe am Nachhimmel und nähert sich dabei bis auf etwa ein halbes Grad an. Damit sind beide Himmelsobjekte bei kleiner bis mittlerer Vergrößerung zusammen im Fernrohr zu sehen. Allerdings ist Saturn 4230-mal weiter von uns entfernt als der Mond.

Mond und Saturn am 11. November 2018 | Die beiden Himmelskörper stehen am 11. November 2018 sehr nahe zusammen und lassen sich bei niedriger Vergrößerung im Fernrohr gemeinsam beobachten.

Falls Sie Anfang November vermehrt Sternschnuppen sichten, stammen sie höchstwahrscheinlich von Sternschnuppenstrom der Tauriden. Dieser Sternschnuppenstrom ist allerdings mit einer Rate von nur etwa drei Meteoren pro Stunde nicht sehr spektakulär. Sternschnuppen dürfen Sie nicht verwechseln mit Kometen, die für Tage und Wochen am Himmel zu beobachten sind. Allerdings haben sie etwas gemeinsam, denn viele Sternschnuppen sind Partikel, die von Kometen auf ihrer Bahn um die Sonne zurückgelassen werden. Sie treten später in die Erdatmosphäre mit hoher Geschwindigkeit ein und verglühen dabei.

In diesen Beobachtungstipps wollen wir uns auf die Kleinkörper des Sonnensystems konzentrieren, die nicht Teil eines Planeten wurden und so übrig geblieben sind. Zurzeit sind am Nachthimmel gleich fünf verschiedene Kometen in Reichweite von Amateurteleskopen oder Kameras. Kometen stammen aus dem äußeren Sonnensystem oder kommen als langperiodische Schweifsterne aus dem Kuipergürtel oder sogar der Oortschen Wolke – ein Bereich, der sich weit über die Planetenbahnen hinaus erstreckt.

Das Sonnensystem mit der Verteilung der Asteroiden | Der Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter ist deutlich zu sehen (grüne Punkte).

Den Anfang machen die leuchtschwachen PanSTARRS-Kometen. Das PanSTARRS-Beobachtungsprogramm durchmustert den Himmel auf der Suche nach erdnahen und potenziell gefährlichen Asteroiden. Dabei werden bei der Suche nach ihnen nebenbei sehr viele Objekte im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und viele Kometen entdeckt. Da Kometen immer den Namen ihrer Entdecker tragen, heißen diese dann PanSTARRS. Die Asteroiden dürfen von ihren Entdeckern zwei bis drei Jahre nach ihrem Nachweis mit Einverständnis der IAU benannt werden.

Aufsuchkarte für die Kometen C/2016 N6 | Der Komet ist sehr leuchtschwach und lässt sich in der zweiten Nachthälfte in den frühen Morgenstunden am besten beobachten.
Aufsuchkarte für den Kometen C/2016 R2 PanSTARRS | Der Komet ist sehr leuchtschwach und lässt sich in der zweiten Nachthälfte in den frühen Morgenstunden am besten beobachten.

Die beiden Kometen tragen die Bezeichnungen C/2016 N6 PanSTARRS und C/2016 R2 PanSTARRS und sind in der zweiten Nachthälfte zu beobachten. C/2016 N6 geht kurz vor Mitternacht im Osten am östlichen Ende der Wasserschlange unter dem Sternbild Krebs auf. Durch seine Nähe zum Himmelsäquator gewinnt er rasch an Höhe und steht gegen 2:00 Uhr morgens schon fast 20 Grad über dem Horizont. C/2016 R2 lässt sich durch seine Nähe zum nördlichen Himmelspol viel mehr Zeit. Er steht erst in den frühen Morgenstunden hoch genug, um sichtbar zu sein. Er bewegt sich zwischen den Sternbildern Großer Bär, Bärenhüter und den Jagdhunden. Die beiden Kometen sind jedoch mit 12 mag Helligkeit sehr leuchtschwach und lassen sich nur unter sehr dunklem Himmel und mit einem größeren Teleskop mit 15 bis 20 Zentimeter Öffnung überhaupt sichten. Auf Fotos sollten sie sich ab einer Belichtungszeit von nur wenigen Minuten zeigen.

Aufsuchkarte für den Kometen 21P/Giacobini-Zinner | Auch der kurzperiodische Komet 21P/Giacobini-Zinner steht im November sehr tief am Horizont und ist erst sehr spät in der Nacht zu beobachten.

Der nächste Komet ist 21P/Giacobini-Zinner im Großen Hund. Er geht erst am Südosthorizont auf, wenn der Orion schon hoch am Himmel steht. Dann ist er bei maximal zehn Grad Höhe ebenfalls in den frühen Morgenstunden am besten zu beobachten. Das sollte man auch in den ersten Novembertagen tun, wenn man ihn dieses Jahr noch sehen möchte. Der Komet bewegt sich am Himmel weiter Richtung Süden, bis er zum Jahreswechsel kurz über dem Horizont umkehrt und wieder Richtung Norden aufsteigt.

Aufsuchkarte für den Kometen 64P/Swift-Gehrels | Der Komet 64P/Swift-Gehrels ist zusammen mit den Herbststernbildern die ganze Nacht über zu sehen. Er bietet die Chance auf sehr schöne Fotomotive mit den Galaxien Messier 31 und 33.

Wesentlich komfortabler lässt sich dagegen der Komet 64P/Swift-Gehrels beobachten: Er befindet sich gerade im Sternbild Andromeda, ganz in der Nähe der Andromeda-Galaxie. Der Schweifstern ist zwar mit 12,4 mag ebenfalls nicht sehr leuchtstark, könnte aber mit einem leichten Teleobjektiv zusammen mit der Andromeda-Galaxie ein tolles Astrofoto erlauben. Mit gängigen Spiegelreflexkameras sollte für den Bildausschnitt eine Brennweite von 100 Millimetern ideal sein. Auch hier gilt besser früher als später, denn der Komet bewegt sich weiter in Richtung Osten. Wer die Chance mit unserer Nachbargalaxie verpasst, hat allerdings Anfang Dezember noch mal die Chance, ihn zusammen mit der Dreiecksgalaxie Messier 33 zu erwischen. Sie ist zwar nicht ganz so groß wie Messier 31, aber immer noch eine der größten Galaxien am Nachthimmel.

Aufsuchkarte für den Kometen C/2018 L2 ATLAS | Der Komet C/2018 L2 ATLAS zeigt sich nur für eine kurze Zeit direkt nach Sonnenuntergang am Himmel. Seine Bahn führt ihn aber demnächst quer über den ganzen Nachthimmel.

Am frühen Abend ist der Komet C/2018 L2 ATLAS im Sternbild Schlangenträger zu sehen. Der Himmel wird für den 11,6 mag schwachen Schweifstern aber wahrscheinlich noch nicht dunkel genug sein, bevor er gegen 19 Uhr MEZ im Westen untergeht. Er bewegt sich jedoch in großen Schritten in Richtung Nordosten und zeigt sich zum Jahreswechsel schon im Adler.

Der letzte und hellste Komet dieser Auflistung ist 38P/Stephan-Oterma. Er fliegt gerade am Sternbild Zwillinge vorbei und erreicht zum Jahreswechsel den Luchs. Mit einer Helligkeit von 9 mag ist der Komet fast schon in Reichweite für Ferngläser und zeigt sich in jedem Teleskop.

Aufsuchkarte für den Schweifstern 38P/Stephan-Oterma | Der Komet 38P/Stephan-Oterma ist die ganze Nacht über zu sehen. Das markante Sternbild Zwillinge hilft beim Aufsuchen.

Kometen erscheinen im Teleskop meistens als kleine Wölkchen. Man sieht hier nicht direkt den eisigen Gesteinsbrocken mit nur wenigen Kilometern Durchmesser, sondern nur dessen Koma; also die Gas- und Staubwolke, die ihn umgibt. Kometen entwickeln diese Koma meist innerhalb der Marsbahn, da sie die Sonne ab dieser Entfernung stark genug aufheizt. Je näher sie dem Tagesgestirn kommen, desto stärker wird die Einstrahlung und umso leuchtstärker erscheinen sie am Nachthimmel. Mit geringerer Sonnenentfernung und zunehmender Kometenaktivität können sich zwei Schweife ausbilden. Der Staubschweif zeigt entgegen der Flugrichtung des Kometen, wie man es auch erwarten würde. Der zweite ist der so genannte Gasschweif. Er entsteht, wenn der Sonnenwind auf den Kometen beziehungsweise das ausgestoßene Gas trifft. Durch Reaktionen mit den geladenen Teilchen des Sonnenwinds leuchtet der Gasschweif grünlich, was oft aber nur auf Fotos gut sichtbar ist. Der Gasschweif zeigt daher immer von der Sonne weg. Dadurch kann es vorkommen, dass Gas- und Staubschweif in unterschiedliche Richtungen zeigen.

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