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News: Für das Leben lernen wir

Kinder, die eine gute Leistung vollbracht haben, sollten gelobt werden. Doch es macht einen Unterschied, ob das Lob der Note oder dem fleißigen Lernen gilt. Wird nämlich nur das Ergebnis bewundert, nicht aber der Weg dorthin, können die Kinder Schwierigkeiten haben, sich Fähigkeiten zu erarbeiten, in denen sie nicht auf Anhieb erfolgreich sind.
Die Psychologinnen Claudia M. Mueller und Carol S. Dweck von der Columbia University haben sechs Studien mit 412 Fünftklässlern durchgeführt. Darin verglichen sie die Ziele und Arbeitsweisen von Kindern, die nur für ihre Intelligenz gelobt wurden mit jenen, deren Einsatz sowohl bei Erfolgen als auch bei Mißerfolgen gewürdigt wurde (Journal of Personality and Social Psychology vom Juli 1998).

Die Wissenschaftlerinnen stellten fest, daß es sich als Bumerang erweisen könnte, Kinder nach guten Leistungen für ihre Intelligenz oder ihr Talent zu loben. Sie achten dann später nur auf das Resultat ihrer Handlungen und werden so sehr empfindlich für Rückschläge. Zudem meinen diese Kinder, das Ausmaß ihrer Begabung sei festgelegt und könne nicht erhöht werden. Niederlagen erklären sie folglich mit mangelnder Intelligenz.

Dagegen schrieben Kinder, denen Anerkennung für ihren Einsatz gezollt wurde, Fehlschläge eher mangelnder Anstrengung zu. Sie zeigten eine deutliche Neigung zu Lernstrategien, mit denen sie ihre Leistungen in späteren Prüfungen verbessern könnten.

Nach Ansicht von Dweck sind einige unserer Grundannahmen, wie das Selbstbewußtsein von Kindern unterstützt werden könnte, nicht korrekt. "Die Intelligenz von Kindern zu loben, hebt bei weitem nicht ihr Selbstvertrauen, sondern ermutigt sie, selbstzerstörerisches Verhalten wie Versagensangst und Risikoscheu anzunehmen. Wird Kindern dagegen der Wert von Konzentration, harter Arbeit und strategischer Vorgehensweise vermittelt, ermutigt sie das, ihre Motivation, Leistung und Selbstbewußtsein zu steigern."

Nahezu alle Ergebnisse der Studien galten gleichermaßen für Mädchen und Jungen sowie für verschiedene ethnische Gruppen. Außerdem zeigte sich der Unterschied zwischen jenen Kindern, die für Talent, und solchen, die für Einsatz gelobt wurden, unabhängig von den wirklichen Fähigkeiten der Kinder. Sowohl gute als auch schlechte Schüler, deren vermeintliche Intelligenz hochgehalten wurde, jagten guten Noten nach, ohne auf den Weg des Lernens zu achten.

Die Psychologinnen glauben, mit ihren Untersuchungen einen möglichen Grund für das "Versagen" von zunächst vielversprechenden Kindern gefunden zu haben. In dem ständigen Bestreben, dem nachgesagten Talent gerecht zu werden, achten die Schüler nicht darauf, ihre Fähigkeiten durch Üben zu verbessern. Rückschläge sind für sie ein Zeichen, daß es wohl doch an Begabung mangelt. Daher empfehlen die Forscher, bei Erfolgen mehr die Arbeit und den Einsatz zu loben als das Resultat davon.

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