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Reaktorunfall: Fukushima-Betreiber wirbelte radioaktiven Staub auf

Das Betreiberunternehmen habe bei Erdarbeiten grundlegende Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt, schließen Forscher aus neuen Befunden.
Kernkraft

Mehr als zwei Jahre nach dem Reaktorunglück von Fukushima haben Aufräumarbeiten der Betreiberfirma TEPCO mit radioaktiven Zäsiumisotopen belasteten Staub aufgewirbelt und über ein weites, zum Teil zuvor wenig betroffenes Gebiet verteilt. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Universität Hannover in Zusammenarbeit mit japanischen Wissenschaftlern. Die Arbeitsgruppe um den Radioökologen Georg Steinhauser betreibt seit 2011 drei Luftfilterstationen in der Umgebung. Diese stellten im August 2013 erstmals erhöhte Strahlungswerte fest. Der Anteil von Zäsium-137 und Strontium-90 in den Proben deutet nach Ansicht der Wissenschaftler eindeutig auf eine Quelle nahe dem havarierten Reaktor. Sie werfen deswegen der Betreiberfirma vor, selbst einfachste Sicherheitsvorkehrungen missachtet zu haben.

Nach der Simulation von Steinhauser und seiner Gruppe setzten die Arbeiten Staub mit einer Aktivität von etwa 300 Gigabecquerel Zäsium-137 in Bewegung. Das entspricht etwa einem zehntel Gramm des Radioisotops. Zäsium-137 ist ein recht kurzlebiges Isotop mit einer Halbwertszeit von etwa 30 Jahren. Deswegen und weil es in Wasser gut löslich ist und so leicht durch die Nahrungskette wandert, gilt es als problematischstes Radioisotop unter jenen, die beim Unfall von Fukushima in größeren Mengen frei wurden. Dass die Staubwolke tatsächlich aus der Nähe des Reaktors stammt, belegt nach Ansicht der Arbeitsgruppe ein Stoff, der sich ganz anders verhält: Strontium-90 ist im Boden praktisch überhaupt nicht mobil – um es an die Fundstellen zu bewegen, muss Staub vom Reaktor übers Land geweht sein, so die Forscher.

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