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Atomunfall: Fukushima-Zäsium verschwand schneller als erwartet

Schneller als nach Tschernobyl: Die »Selbstreinigung« des Landes überrascht Fachleute. Allerdings verschwindet das radioaktive Element nicht überall gleich schnell.
Das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima Daiichi von der etwa fünf Kilometer entfernten Stadt Namie aus gesehen.

Das Isotop Zäsium-137, das beim Fukushima-Unfall freigesetzt wurde, verschwand viel schneller aus der Umwelt als nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl. Das berichtet jetzt eine japanische Arbeitsgruppe um Yuichi Onda von der Universität Tsukuba in »Nature Communications«. Verantwortlich für diese Entwicklung sind demnach mehrere Faktoren – stärkere Regenfälle spielten nach Ansicht der Arbeitsgruppe ebenso eine Rolle wie gezielte Maßnahmen, das Element aus der Umwelt zu beseitigen. Allerdings verschwand das Radioisotop nicht gleichmäßig. Insbesondere in Wäldern verharren größere Mengen Zäsium in den oberen Bodenschichten und belasten Gewässer. Fachleute seien von der »Selbstreinigung« des Landes überrascht gewesen, berichtet die Arbeitsgruppe. Beobachtungen nach dem Unfall von Tschernobyl hatten erwarten lassen, dass das Element viel länger in der Umwelt bleibt.

Wegen seiner langen Halbwertszeit und weil es relativ leicht aufgenommen wird, gilt Zäsium-137 als gefährlichstes der beim Fukushima-Unfall abgegebenen radioaktiven Isotope. Das am stärksten kontaminierte Gebiet erstreckt sich auf einem schmalen Streifen etwa 50 Kilometer von dem Kernkraftwerk nach Nordosten. Die japanische Regierung hatte die besonders betroffene Zone zu einem eigenen Dekontaminationsgebiet erklärt und dort unter anderem auf landwirtschaftlichen Flächen die obersten fünf Zentimeter Boden abgetragen. Dadurch sank laut einer Untersuchung die Menge des Radioisotops dort um etwa zwei Drittel, in anderen Untersuchungen sogar um mehr als 90 Prozent.

In anderen Gebieten, vor allem in hügeligen Regionen, aus denen Wasser schnell abfließt, spülte Regen – zum Beispiel Starkregen durch den Taifun Roke im September 2011 – das Element aus dem Boden in die Flüsse. Dadurch sank die Zäsiumkonzentration in der Umwelt gerade im ersten Jahr viel stärker als erwartet. Allerdings nicht auf allen Flächen gleich. In Wäldern bleibt das Cs-137 besonders lange, wie die Untersuchung zeigt. Und über denen gingen etwa zwei Drittel des Zäsium-Fallouts aus dem Atomunfall nieder. Dass der Wald die Radioaktivität besser speichert, hat mehrere Gründe. Zum einen lässt sich Waldboden viel schwieriger großflächig abtragen, so dass diese Flächen nicht auf technischem Weg dekontaminiert wurden. Zum anderen ist der Boden stärker vor Regen und Abtragung geschützt. Wie das Team um Onda schreibt, sinkt die Zäsiumkonzentration in den Flüssen wegen der langfristigen Speicherung durch Wälder nun immer langsamer.

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