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Funde aus der Schimpansen-Steinzeit

Wer sagt eigentlich, dass sich Ausgräber ausschließlich auf das Aufspüren menschlicher Hinterlassenschaften verlegen müssten? Schließlich richten sich auch Schimpansen eigene Steinwerkzeuge bedarfsgerecht als Nussknacker zu – und entwickelten dabei sogar verschiedene regionale Traditionen auf. Forscher der University of Calgary und des Leipziger Max-Planck Instituts für evolutionäre Anthropologie konnten in Westafrika einen dieser von den Affen bevorzugten Plätze ausgraben und nun erstmals exakt datieren.

Mit der 14C-Methode bestimmte das Team um Julio Mercader das Alter der 60 offensichtliche Werkzeuge aus den Sedimenten eines Flusses bei Noulo (Elfenbeinküste). Mit 4500 Jahren stammen sie aus der jüngeren Steinzeit, einer in Afrika gebräuchlichen Zeitstufe vor den Anfängen der Landwirtschaft.

Charakteristische Bearbeitungsspuren, die Verteilung der Fundstücke und Stärkereste aus den aufgeschlagenen Coula-Nüssen machten es nun einerseits unwahrscheinlich, dass die Objekte von der Natur geformt wurden – für menschliche Benutzer wären sie andererseits schlicht zu schwer und zu unhandlich. Mercader zufolge handele es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Schimpansen-Werkstatt.

Schimpansen haben demnach schon seit mehreren Tausend Jahren Rohmaterialien gezielt zu bestimmten »Werkstätten« transportiert und dort entsprechend ihrem Verwendungszweck als »Hämmer« und »Ambosse« verwendet.

Je nach Region geben die Schimpansen der Elfenbeinküste seitdem fast unverändert von Generation zu Generation weiter. Den Forschern zufolge widerlege ihre Ausgrabung außerdem die Ansicht, die Affen hätten den Werkzeuggebrauch den Menschen abgeschaut – dazu sind die Steinwerkzeuge aus Noulo zu alt. Für plausibler halten sie es dagegen, dass der gemeinsame Vorfahr von Schimpanse und Mensch bereits über entsprechende Fähigkeiten verfügt habe.

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