Frühes Universum: Galaxien aus der Urzeit
Das mit der neuen Weitwinkelkamera WFC3 im Infraroten aufgenommene Bild gibt einen noch tieferen Einblick ins Universum, da das Licht weit entfernter Galaxien durch die Expansion des Universums rotverschoben erscheint. Die von jungen Sternen in den frühen Galaxien abgestrahlten ultravioletten und optischen Wellenpakete werden dadurch langgezogen und in den infraroten Bereich des Spektrums verschoben. Infrarotlicht ist für das menschliche Auge unsichtbar. Seine Wellenlängen sind doppelt so lang wie diejenigen des visuellen Lichts.
Im August 2009 beobachtete Hubble den Himmelsausschnitt ganze vier Tage lang mit einer Belichtungszeit von mehr als 48 Stunden. Die im Bild dargestellten Farben stehen für verschiedene Wellenlängen im Infraroten, dabei entsprechen blaue Farben kürzeren und rote längerwelligen Infrarotbändern. Die schwächsten Objekte im Bild sind rund eine Milliarde Mal lichtschwächer, als die mit dem bloßen Auge sichtbaren lichtschwächsten Objekte am Nachthimmel.
Nur drei Monate nach den spektakulären Beobachtungen erschienen mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, welche die Entdeckung einer ganzen Handvoll von extrem weit entfernten Galaxien bekanntgaben.
Demnach handelt es sich bei den lichtschwächsten und rötlichen Objekten im Bild um Galaxien, die bereits 600 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Universum nur rund fünf Prozent seines jetzigen Alters. Niemals zuvor gelang es, so weit in der Zeit zurückzuschauen und Galaxien in so frühen Stadien zu beobachten. Die tiefen Aufnahmen geben Einblicke in Entwicklungsphasen von Galaxien zu einer Zeit, in der sie gerade erst entstanden sind.
Gleichzeitig geben die Daten den Wissenschaftlern aber auch neue Rätsel auf. Vorherige Beobachtungen zeigten, dass das Gas zwischen den Galaxien im jungen Universum ionisiert ist. Die neuen Analysen ergeben jedoch, dass die Strahlungsleistung der neu entdeckten Galaxien nicht ausreichend war, um das sie umgebende intergalaktische Materie vollständig zu ionisieren.
Mit dem geplanten Nachfolger von Hubble, dem Infrarotteleskop James Webb, das voraussichtlich 2014 startet, planen die Astronomen weitere Untersuchungen des frühen Universums, um mehr über die Entstehung und Entwicklung der ersten Galaxien zu lernen.
Janine Fohlmeister
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