Direkt zum Inhalt

News: Galaxiencrash bei Infrarot

Die unvorstellbaren Weiten zwischen Galaxien erwecken den Eindruck, als würden diese nur wenig 'Umgang' miteinander pflegen. Amerikanische Astronomen haben bei der Erstellung eines Kataloges von Spiralgalaxien festgestellt, daß sich Kollisionen zwischen solchen Galaxien häufiger ereignet haben, als bisher angenommen wurde. Darauf deuten Infrarotbeobachtungen hin, die wesentlich mehr Balkengalaxien identifizieren konnten.
Jay Frogel, Astronom an der Ohio State University, und sein Kollege Paul Eskridge berichteten ihre neuen Ergebnisse auf einem Treffen der American Astronomical Society in Austin, Texas. Die beiden Wissenschaftler hatten in den letzten fünf Jahren mehr als zweihundert hochaufgelöste Bilder relativ naher Spiralgalaxien gesammelt. Jede Galaxie wurde dabei sowohl im Bereich optischer als auch infraroter Wellenlängen aufgenommen. Frogel und Eskridge stellten bei ihren Beobachtungen fest, daß der Anteil sogenannter Balkengalaxien im Infraroten ungefähr zweimal größer als bei optischen Beobachtungen war.

Astronomen gehen davon aus, daß die Balken entweder entstehen, wenn zwei Galaxien entweder miteinander kollidieren oder sich bei ihrer Bewegung durch den Raum sehr nahe kommen. Nach den Beobachtungen mit traditionellen optischen Teleskopen weist nur etwa ein Drittel der Galaxien in der Nähe der Milchstraße einen solchen Balken auf. Computersimulationen sagten dagegen eine wesentlich größere Zahl balkenförmiger Galaxien voraus.

Frogel und Eskridge konnten diesen Widerspruch bereinigen, indem sie zeigten, daß es einen großen Unterschied ausmacht, ob die Galaxien im Bereich sichtbarer oder infraroter Wellenlängen betrachtet werden. Staub in den Zentralregionen von Galaxien kann nämlich einen ungestörten Blick auf den Balken verhindern, indem er die optischen Wellenlängen absorbiert. Infrarote Strahlung durchdringt jedoch wesentlich leichter die interstellare Materie. Die Astronomen bedienten sich für ihre Beobachtungen des Ohio State InfraRed Imager and Spectrometer (OSIRIS).

Dabei ergab sich, daß weitere dreißig Prozent der zweihundert Galaxien Balkenstrukturen haben, die im Bereich optischer Wellenlängen unsichtbar geblieben waren. Dies zeigt, daß die Galaxien in unserem Bereich des Universums in den letzten zehn Milliarden Jahren durchaus deutlich miteinander interagiert haben. "Infrarotbeobachtungen geben uns die Chance, neue Dinge über Galaxien zu lernen", sagt Frogel, "Wir erhalten ein wesentlich klareres Bild darüber, wie Galaxien wirklich aussehen." Dies liegt vor allem darin begründet, daß der größte Anteil des sichtbaren Lichts einer Galaxie von jungen, heißen Sternen stammt, die nur einen kleinen Teil der Gesamtmasse bilden. Ältere und kühlere Sterne, die etwa neunzig Prozent der Galaxienmasse ausmachen, strahlen dagegen nicht mehr so stark und emittieren den größten Teil ihrer Strahlung im Bereich infraroter Wellenlängen.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.