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Neonikotinoide: Gartengifte schädigen Bienen weiter

Um bestäubende Insekten zu schützen, hat die Europäische Union die Nutzung verschiedener Pestizide in der Landwirtschaft untersagt. Doch in Gärten wird fleißig weiter gesprüht.
Biene auf Blüte

Gärten könnten eine gute Zuflucht für Bestäuber wie Bienen und Hummeln sein – wenn sie dort unbelastete Nahrung vorfänden. Eine britische Studie in »Environmental Science and Technology« zeigt jedoch, dass dies häufig nicht der Fall ist und die Tiere dort im Gegenteil sogar noch Pestizide aufnehmen, deren Einsatz in der Landwirtschaft mittlerweile größtenteils untersagt ist. Laut Beth Nicholls von der University of Sussex und ihrem Team sind demnach mehr als die Hälfte aller Pollen- und Nektarproben aus verschiedenen Regionen in England und Schottland immer noch mit drei verschiedenen Neonikotinoiden belastet, obwohl der Einsatz dieser Mittel in der Landwirtschaft durch einen Erlass der Europäischen Union seit 2013 verboten ist. Während dies im Agrarland zu einer sinkenden Belastung der Insekten geführt hat, blieben die Nester im Siedlungsraum unvermindert kontaminiert: Das Verbot umfasste keine Mittel, die beispielsweise von Privatleuten im Garten verwendet werden.

Seit 2013 dürfen die drei Neonikotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam nur noch sehr eingeschränkt ausgebracht werden. In Gewächshäusern sind sie allerdings weiter erlaubt, ebenso wie für Privatleute bei der Bekämpfung von Blattläusen und anderen vermeintlichen Schädlingen. Über diesen Weg werden weiterhin zahlreiche Bestäuber den Pestiziden ausgesetzt – laut einer weiteren Studie der University of Sussex sind sogar 70 Prozent der in britischen Gartencentern verkauften »bienenfreundlichen« Zierpflanzen mit den Spritzmitteln kontaminiert. Das oft als Ersatz für die drei verbotenen Neonikotinoide eingesetzte und ebenfalls zu dieser Klasse gehörende Thiacloprid nahm in den Proben während des untersuchten Zeitraums noch deutlich zu: Es wird vielen Spritzmitteln für den Hausgebrauch beigemischt. Zudem wiesen Nicholls und Co das Neonikotinoid Imidacloprid in den Proben nach, was sie besonders mit Sorge erfüllt. Es wird mittlerweile – offiziell – nur noch sehr selten in der Landwirtschaft eingesetzt, überdauert aber wohl länger in der Umwelt, als man bislang dachte. Allerdings ist es auch Bestandteil von Flohsprays für Haustiere, die als Quelle also ebenfalls in Frage kommen.

Neonikotinoide könnten Bienen und Hummeln auf verschiedene Weise schädigen, schreiben die Wissenschaftler. Exponierte Kolonien wachsen demnach langsamer; in ihnen entwickeln sich weniger neue Königinnen. Außerdem zeigten Studien, dass belastete Tiere schlechter Nahrung sammeln und navigieren. Dadurch werde ihr Immunsystem geschwächt, und mehr Arbeiterinnen würden sterben. Kritiker des Verbots argumentieren hingegen, dass es dadurch nur zu einem verstärkten Einsatz anderer, aber ebenfalls hochwirksamer Pestizide kommt. Der an der Studie beteiligte Dave Goulson rät daher Gartenbesitzern zum Schutz der Bestäuber: »Pestizide im Garten sind unnötig. Ich züchte eine große Menge an Früchten, Gemüse und Blumen in meinem Garten – ohne Einsatz von Spritzmitteln. Es geht auch ohne!«

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