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Beobachtungstipps: Gedränge am Abendhimmel

Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun lassen sich im November zu angenehmen Zeiten beobachten. Merkur zeigt sich ein letztes Mal für dieses Jahr morgens, begleitet von Venus.
Der sonnennächste Planet

Merkur erreicht seine letzte größte westliche Elongation in diesem Jahr am 10. November. Es ergibt sich eine Morgensichtbarkeit: Frühaufsteher finden den Planeten eine Stunde vor Sonnenaufgang (06:31 Uhr MEZ am 10. November) etwa bis zum 18. November mehr als fünf Grad über dem Ostsüdosthorizont, mit der maximalen Horizonthöhe von gut acht Grad am 10. November (siehe Grafik unten). Dabei kann sich der Planet gegen Ende dieses Zeitraums mit einer scheinbaren Helligkeit von −0,6 mag recht gut gegen den Dämmerungshimmel durchsetzen. Am 10. November ist die 6,8 Bogensekunden große Merkurscheibe zu 58 Prozent beleuchtet. An Aufsuchhilfen mangelt es. Venus steht zu weit entfernt, um nützlich zu sein.

Venus ist ein Morgenstern; sie wandert ostwärts durch das Sternbild Jungfrau und tritt am 27. November in die Waage über. Ihre Aufgangszeiten verspäten sich von 03:56 Uhr MEZ am Monatsersten auf 05:20 Uhr am 30. November. Am 21. sinkt ihre scheinbare Helligkeit von −4,0 auf −3,9 mag. Ihr Winkeldurchmesser schrumpft im gleichen Zeitraum von 13,1 auf 11,7 Bogensekunden, zum Monatsende ist das Venusscheibchen zu 89 Prozent beleuchtet. Zu einer Begegnung mit dem Mond kommt es am Morgen des 13. November, wenn die zu 5,8 Prozent beleuchtete, abnehmende Mondsichel etwa 4,5 Grad östlich der Venus steht.

Innere Planeten | Hier sehen wir die Positionen der inneren Planeten im November, eine Stunde vor Sonnenaufgang. Während die Venus ihren größten Horizontabstand zu Monatsbeginn erreicht, geschieht dies bei Merkur erst zur Monatsmitte.

Mond, Venus und Merkur treffen sich am Morgenhimmel

Dank der im Herbst morgens steil aufragenden Ekliptik können Frühaufsteher, unterstützt von einem griffbereiten Fernglas, im November ein reges Treiben verfolgen: Merkur startet bereits nach den ersten Tagen des Monats in eine günstige, rund drei Wochen andauernde Morgensichtbarkeit. Derweil ziert Venus den Ostsüdosthimmel als strahlender Morgenstern. Sie wandert langsam die Ekliptik hinunter, auf die Sonne zu.

Die beiden inneren Planeten stehen jetzt im Sternbild Jungfrau. Am 12. November 2020 erhalten sie Besuch von der abnehmenden Mondsichel, mit der sie eine sehenswerte lange Dreierkette bilden. Um noch die tiefe Morgendämmerung zu nutzen, sollten Sie mehr als eine Stunde vor Sonnenaufgang – im Frankfurter Raum gegen 06:25 Uhr MEZ – mit der Beobachtung beginnen. Merkur leuchtet dann bereits mehrere Grad hoch im Ostsüdosten. Dabei es ist noch dunkel genug, um die im aschgrauen Licht schimmernde Nachtseite des Mondes wahrzunehmen: Stützen Sie hierbei die Ellenbogen mit dem Fernglas ab, dann ergibt sich ein ruhigeres Bild. Nun können Sie im dunklen Teil des Erdtrabanten die Mare-Gebiete und den hellen Krater Tycho ausmachen.

Am folgenden Morgen des 13. November hat sich der Mond bereits zwischen Merkur und Venus gemogelt. Die auffällige Begegnung der schmalen Mondsichel mit Venus sieht kurz nach Mondaufgang, gegen 5 Uhr MEZ, besonders eindrucksvoll aus.

Einen weiteren Tag später, am 14. November, ist die nun extrem dünne, abnehmende Mondsichel 5,5 Grad östlich von Merkur angekommen (siehe Grafik unten). Bei sehr klarer Horizontsicht und mit dem Götterboten als Aufsuchhilfe mag Ihnen mit dem Fernglas gegen 06:30 Uhr MEZ vielleicht eine rekordverdächtige Beobachtung gelingen, denn es sind nur noch 22,5 Stunden bis zur Neumondphase! Die Gelegenheit ist günstig, denn der Mond befindet sich elf Grad höher am Himmel als die Sonne – aber das Unterfangen ist ein Wettlauf gegen die Morgendämmerung.

(Klaus-Peter Schröder)

Merkur und Venus | Ein Fernglas hilft, das rege Treiben in den frühen Morgenstunden vom 12. bis zum 14. November 2020 – hier jeweils für 6:30 Uhr MEZ dargestellt – zu verfolgen: Die Sichel des abnehmenden Mondes begegnet den Planeten Merkur und Venus.

Mars stand im Vormonat in Opposition und ist auch im November den Großteil der Nacht beobachtbar, wobei seine Kulminationszeitpunkte in die erste Nachthälfte rücken: Am 1. November erreicht der Rote Planet um 22:36 Uhr, am 30. schon um 20:42 Uhr MEZ seinen höchsten Punkt im Süden, also zu angenehmen Uhrzeiten und mit Horizonthöhen um 45 Grad. Sein Winkeldurchmesser nimmt aber schnell ab; von 20 Bogensekunden am Monatsersten schrumpft der Planet bis zum 30. November auf nur noch 14,6 Bogensekunden. Am Monatsende ist bereits wieder eine Lichtphase von 92 Prozent zu erkennen. Auch die scheinbare Helligkeit des Mars nimmt im Lauf des Monats um eine Größenklasse von −2,1 auf −1,1 mag ab. Wer den Eindruck hat, dass sich Mars seit seiner Erdnähe am 6. Oktober schneller von der Erde entfernt, als er sich zuvor genähert hat, liegt richtig: Grund für diese Asymmetrie ist die stark exzentrische Marsbahn und die Tatsache, dass sich der Planet seit dem Jahr 2018 von seinem Perihel, dem sonnennächsten Punkt seines Orbits, entfernt. Der November bietet also die letzte Gelegenheit, die Oberfläche des Nachbarplaneten mit dem Teleskop bei ausreichend großem Winkeldurchmesser zu erkunden. Am Abend des 25. November kommen sich Mond und Mars auf fünf Grad nah (siehe Grafik unten).

Mars und Mond | Am Abend des 25. November geht der Mond mit dem Roten Planeten auf Tuchfühlung, hält jedoch – allerdings ohne Maske – ungefähr fünf Grad Sicherheitsabstand.

Jupiter ist ein Abendplanet. Er leuchtet, −2,1 mag hell, bereits in der Dämmerung und verschwindet am 1. November um 21:13 Uhr MEZ, am 30. November bereits gegen 19:45 Uhr unter dem Horizont. Mit Ende der Dämmerung sinkt der Riesenplanet aber schon tiefer als 15 Grad, was die teleskopische Beobachtung erschwert. Ist die irdische Atmosphäre stabil und die Luft ruhig, kann man die Abendstunden noch zur Beobachtung des etwa 35 Bogensekunden groß erscheinenden Planeten und seiner Monde nutzen. Jupiter nähert sich an der Himmelssphäre im November recht schnell dem östlich stehenden Saturn an. Der Winkelabstand der beiden Gasriesen schrumpft von 5,1 Grad am Monatsersten auf nur noch 2,2 Grad am 30. November.

Saturn folgt Jupiter am Abendhimmel auf dem Fuße: Der Winkelabstand der beiden Planeten wird immer kleiner. Sie nähern sich ihrer nur alle 20 Jahre auftretenden »Großen Konjunktion« im Dezember. Wie Jupiter erscheint auch Saturn gegen Ende der Abenddämmerung. Mit 0,6 mag leuchtet er freilich deutlich schwächer als sein großer Nachbar. Teleskopbeobachter können bei ruhiger Luft eine etwa 16 Bogensekunden große Planetenscheibe und ein zu 22 Grad geöffnetes Ringsystem bewundern. Saturn geht am 1. November um 21:37 Uhr MEZ, am 30. bereits um 19:54 Uhr unter. Am Abend des 19. November steht die zunehmende Mondsichel 3,5 Grad südlich (siehe Grafik unten).

Jupiter, Saturn und Mond | Im November nähern sich die Jupiter und Saturn immer mehr an und stehen zum Monatsende nur etwa zwei Grad voneinander entfernt – auch der Mond gesellt sich hinzu.

Uranus stand am 31. Oktober in Opposition. Im November ist er daher fast die gesamte Nacht beobachtbar. Seine Kulminationszeiten verschieben sich von 23:59 Uhr am 1. November auf 22:01 Uhr am Monatsletzten. In klaren mondlosen Nächten kann man den Planeten bereits mit dem bloßen Auge als 5,7 mag helles Sternchen etwa 10 Grad südöstlich der Sterne Alpha und Beta Arietis (α und β Ari) im Sternbild Widder erkennen; sonst benötigt man ein Fernglas oder ein Teleskop. Uranus erscheint im Fernrohr bei Vergrößerungen ab etwa 250-fach als blassgrünes, 3,7 Bogensekunden großes Scheibchen. Gutes Seeing, hohe Vergrößerung und eine Teleskopöffnung von 250 Millimetern oder mehr sind erforderlich, um die drei hellsten Uranusmonde Titania (13,9 mag), Oberon (14,1 mag) und Ariel (14,3 mag) zu beobachten. Die Monde halten sich stets wenige Bogensekunden neben ihrem Planeten auf. Die größte Herausforderung ist dabei, sie neben dem störend hellen Planeten zu erkennen. Ein vierter Mond, Umbriel, ist mit 15,0 mag nur mit größeren Instrumenten auszumachen.

Neptun kommt am 29. November im Sternbild Wassermann knapp 44 Bogenminuten nordöstlich des 4,2 mag hellen Sterns Phi Aquarii (φ Aqr) zum Stillstand. Er beendet damit seine diesjährige Oppositionsschleife und wandert fortan wieder rechtläufig, also ostwärts, über den Himmel. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von 7,9 mag ist der Gasriese nur mit optischen Instrumenten zu sehen. Ab einer 250-fachen Vergrößerung können Himmelsbeobachter bei ruhiger Luft das 2,3 Bogensekunden große Planetenscheibchen erkennen. Der Gasplanet Neptun geht am 1. November um 02:29 Uhr unter; am Monatsletzten geschieht dies schon zwei Stunden früher, nämlich um 00:34 Uhr.

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