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Epidemiologie: Gefahr durch Infektionskrankheiten wächst

Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch
Seit 1940 hat sich die Zahl neu auftretender Infektionskrankheiten fast vervierfacht, wobei sie in den 1980er Jahren einen Höhepunkt erreichte. Peter Daszak vom Wildlife Trust und seine Kollegen führen dies auf die HIV-Pandemie zurück, die Infizierte anfälliger für weitere Krankheitserreger machte. Die weitaus meisten neuen Erreger stammen aus einer tierischen Quelle. Die größten Gefahren für die Industrieländer gehen von Antibiotika-Resistenzen aus.

Daszag und seine Mitarbeiter hatten die Fachliteratur nach Beschreibungen von neuen Krankheiten durchsucht. Um eine eventuelle allgemeine Zunahme von wissenschaftlichen Artikeln zum Thema zu berücksichtigten, glichen sie die Daten mit der Zahl der jährlichen Publikationen im Journal of Infectious Diseases ab. Die epidemiologischen Daten verknüpften sie mit klimatischen, geografischen und demografischen Informationen.

Erregerreservoir wildlebende Tiere | Die Karte zeigt deutlich die Gefahr neu auftretender Krankheiten durch Erreger aus wildlebenden Tieren in den äquatornahen Regionen, aber auch kleineren Gebieten der gemäßigten Breiten. Dahinter steckt unter anderem, dass in den Industrieländern eher über solche Entwicklungen berichtet wird als in den ärmeren Ländern der niedrigen Breiten.
Sechzig Prozent der insgesamt 335  erstmals aufgetretenen oder in neue Gebiete vorgedrungenen Erkrankungen gingen demnach auf Pathogene aus Tieren zurück, davon über siebzig Prozent auf wildlebende Arten. Über die Hälfte der beschriebenen Infektionen beruhen auf Bakterien oder Rickettsien, ausgelöst unter anderem durch die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen. Von Vektoren, insbesondere Insekten, übertragene Krankheiten machten insgesamt ein gutes Fünftel aus, im letzten Jahrzehnt jedoch über ein Viertel. Die zeitliche Übereinstimmung mit starken Klimaschwankungen mache hier eine weitere Zunahme im Rahmen des Klimawandels wahrscheinlich, so die Forscher.

Die Wissenschaftler befürchten zudem, dass ihre Zahlen die Realität eher unter- als überschätzen, da die meisten neuen Erreger aus Tieren in den tropischen Regionen zu erwarten sind, während sich die Forschung jedoch eher auf die mittleren und höheren Breiten konzentriert. Die Überwachung zu bislang unbekannten Infektionskrankheiten in den armen Ländern um den Äquator müsste daher intensiviert werden, so Daszag und Co. Denn durch den zunehmenden Bevölkerungsdruck auf unberührte Gebiete mehre sich auch die Gefahr neuer Krankheiten durch den engen Kontakt zu neuen potenziellen Erregern, weshalb Naturschutzmaßnahmen einen entscheidenden Beitrag zur Prävention leisten. Zu den bisherigen Hotspots für das Auftreten neuer Krankheiten zählen Afrika südlich der Sahara, Indien und China. (af)

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