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News: Gefahrenquelle Hot Dog

Die Gefahr lauert in rohem Gemüse, Weichkäse und auf bestimmte Weise zubereitetem Fleisch. Die Rede ist von dem Bakterium Listeria, das von gesunden Erwachsenen allerdings meist erfolgreich niedergerungen wird. Tödlich wirkt es hingegen auf Föten, Neugeborene und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Über ein spezielles Protein heftet sich das Bakterium an Zellen des Magen-Darm-Trakts und passiert so die eigentlich unüberwindliche Barriere.
Die natürlichen Lebensräume des pathogenen Bakteriums Listeria monocytogenes sind Böden, Vegetation und Abwässer. Von hier findet es seinen Weg auf Obst und Gemüse und kontaminiert außerdem im Kühlschrank aufzubewahrende Lebensmittel. Hot Dogs können beispielsweise ein wahrer Quell der trickreichen Krankheitserreger sein.

Auch wenn im Moment wirkungsvolle Antibiotika die meisten Menschen vor einer tödlichen Invasion bewahren, widmet sich ein Forschungsteam vom L'Institut Pasteur in Paris vorsorglich schon der Zukunft. Eine Weitergabe von Antibiotika-Resistenzen kann neue Therapieansätze erfordern. Um dies zu ermöglichen, verfolgte das Team um Pascale Cossart Listeria auf seinem Weg vom Magen-Darm-Trakt über die auskleidenden Intestinalzellen bis in den Blutkreislauf.

Frühere Arbeiten hatten ein Oberflächenprotein von Listeria in Verruf gebracht. Das so genannte Internalin verbindet sich mit einem Rezeptor auf kultivierten Intestinalzellen. Diese Anheftung öffnet dem Bakterium die Tür in die Zellen des Verdauungstrakts. Einmal drin, überwindet es die Zellen und gelangt anschließend in den Blutkreislauf. Die genauere Verfolgung erwies sich im Tiermodell als schwierig, da sowohl Ratten, als auch Mäuse eine vom Menschen abgewandelte Variante des Proteins produzieren.

Meerschweinchen jedoch eigneten sich, genauso wie transgene Mäuse, die nun die humane Version des Rezeptors Cadherin auf der Oberfläche ihrer Intestinalzellen bildeten. Nun bekamen die Tiere oral zwei unterschiedliche Listeria-Stämme zugeführt. Während der Wildtyp in den meisten Fällen zum Tode führte, schien die Internalin-freie Mutante die Barriere im Verdauungstrakt nicht überwinden zu können. Die Tiere blieben am Leben. Nun teilt sich Internalin die traurige Berühmtheit eines virulenten Faktors mit anderen bereits nachgewiesenen Schuldigen. So hilft etwa ein porenöffnendes Toxin Listeria dabei, den Vakuolen zu entschlüpfen.

Dennoch bleiben nach Meinung von Cossart einige Fragen offen. So etwa, wie sich die beiden verantwortlichen Proteine finden. Denn das Cadherin-Protein sitzt recht unzugänglich zwischen zwei Intestinalzellen. Cossart spekuliert, dass sich für kurze Zeit die Zellverbindungen öffnen und dem Bakterium so einen Zugang während seines dreitägigen Lebens bietet. Außerdem wollen die Forscher der Frage nachgehen, wie das Bakterium andere Zellgrenzen im menschlichen Körper überwindet. Etwa um das Gehirn anzugreifen oder ungeborenen Kindern im Mutterleib gefährlich zu werden.

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  • Quellen
Science 292(5522) (2001)

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