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Gefieder: Paradiesvögel leuchten im UV-Licht

Vogelaugen sehen mehr – zumindest im UV-Bereich. Das Gefieder mancher Arten sendet damit für uns unsichtbare Signale an Artgenossen aus.
Leuchtend gelbe, federartige Strukturen erstrecken sich dynamisch auf einem schwarzen Hintergrund. Die Fasern scheinen sich von einem zentralen Punkt aus in verschiedene Richtungen zu bewegen, was den Eindruck von Bewegung oder Energie vermittelt. Die lebendige Farbe hebt sich stark vom dunklen Hintergrund ab und erzeugt einen kontrastreichen visuellen Effekt. Es sind Federn im UV-Licht von einem Paradiesvogel.
Im UV-Licht strahlt ein Teil des Gefieders eines Kaiserparadiesvogels (Paradisaea guilielmi) intensiv gelb.

Für viele Vogelbeobachter gehören Paradiesvögel zu den schönsten und interessantesten Federtieren der Erde. Vor allem die Balz der Männchen ist ein eindrucksvolles Erlebnis. Ein Team um Rene Martin von der University of Nebraska-Lincoln fügt diesem Schauspiel eine weitere, bislang unbekannte Facette hinzu. Das Gefieder der meisten Arten ist zur Biofluoreszenz fähig und leuchtet für unsere Augen unsichtbar im UV-Licht.

Die Arbeitsgruppe hatte hunderte Museumsexemplare von Männchen und Weibchen der 45 Paradiesvogelarten untersucht und die Bälger unter UV-Licht getestet. Biofluoreszierende Organismen absorbieren Licht, wandeln es um und strahlen es in einer anderen Wellenlänge wieder ab. Tatsächlich leuchteten dabei die Federn von 37 Spezies; zumeist im Rücken- und Kopfbereich, weniger ausgeprägt am Bauch und auf der Brust. Bei manchen Arten wiesen die Forscher Biofluoreszenz sogar im Mund und auf Hautpartien nach, obwohl dieses Gewebe bei Museumsexemplaren größtenteils schlecht zu untersuchen ist, weil es haltbar gemacht wurde. Bei vielen Arten leuchteten auch die Füße.

Männchen und Weibchen der leuchtenden Arten unterschieden sich dabei: Unter den Weibchen war die Biofluoreszenz schwächer vorhanden und beschränkte sich auf Brust und Bauch. Emittiert wurde Licht vor allem im Bereich grüner und gelbgrüner Wellenlängen. Ebenfalls untersuchte Laubenvögel und Staffelschwänze – eine Singvogelfamilie aus Neuguinea und Australien – wiesen die Eigenschaft hingegen nicht auf.

»Diese Vögel leben nahe dem Äquator, wo es das ganze Jahr über viel helles Sonnenlicht gibt, und in Wäldern, in denen die Komplexität des Lichts durch Unterschiede im Kronendach erheblich beeinflusst wird und wo biofluoreszierende Signale verstärkt werden können«, sagt die an der Studie beteiligte Emily Carr vom American Museum of Natural History. Studien an eng verwandten Arten hatten bereits ergeben, dass am Sehen beteiligte Pigmente in den Augen der Vögel mit den Fluoreszenzspitzen übereinstimmen, die die Forscher am Gefieder gemessen haben. Die Vögel erkennen also das biofluoreszierende Muster, das den Kontrast zum teilweise dunklen Gefieder verstärkt und daher wohl eine wichtige Rolle bei der Balz und der Rangordnung der Männchen spielt.

  • Quellen
Royal Society Open Science 10.1098/rsos.241905, 2025

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