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Emotionen: Hochsensible Kinder nehmen Gefühle anderer besser wahr

Hochsensibilität hat auch Vorteile. Besonders empfindsame Kinder erkennen Emotionen bei anderen Menschen leichter als weniger sensible Gleichaltrige.
Ein Kind mit lockigem, rötlichem Haar spielt im Freien mit schwebenden Seifenblasen. Es trägt ein geblümtes Kleid und schaut konzentriert auf die Blasen, die in der Luft schweben. Die Szene ist von Sonnenlicht durchflutet, das eine warme Atmosphäre schafft. Im Hintergrund sind unscharfe Bäume und Pflanzen zu sehen.
Die Welt intensiv wahrzunehmen, kann sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche sein.

Manche Menschen sind empfänglicher für ihre Umwelt als andere. Nach der Theorie der Umgebungs-Sensitivität des Entwicklungspsychologen Michael Pluess nehmen sie auf Grund neurobiologischer Unterschiede Informationen intensiver wahr und verarbeiten sie tiefer – und sind infolgedessen schneller überfordert und gestresst. Die hohe Sensibilität kann aber auch Vorteile mit sich bringen, wie eine aktuelle Studie eines internationalen Teams um Michael Pluess verdeutlicht.

Rund 100 Kinder im Alter zwischen sieben und neun Jahren sollten die Emotionen anderer Menschen einschätzen. Dafür nutzen die Wissenschaftler eine für Kinder geeignete Version des »Reading the Mind in the Eyes«-Tests, der ursprünglich zur Untersuchung von Autismus entwickelt wurde. Bei diesem Verfahren sieht man Augenpartien auf einem Monitor und beurteilt, wie sich die Person auf dem Bild fühlt.

Außerdem sollten die Kinder einschätzen, inwiefern bestimmte Aussagen wie »Musik kann mich wirklich glücklich machen« und »Bei lauten Geräuschen fühle ich mich unwohl« auf sie zutreffen. Auch eine Lehrkraft bewertete, wie feinfühlig das Kind ist (zum Beispiel »Denkt tief über etwas nach«), wie leicht es überreizt wird (»Fühlt sich leicht überfordert, wenn es unter Druck steht«) und wie gut seine sozialen Fähigkeiten sind (»Löst Probleme mit anderen Kindern allein«).

Die Stärke der Empfindsamen

Kinder, die von ihrer Lehrkraft als hochsensibel eingeschätzt wurden, nahmen Gefühle bei anderen besser wahr und zeigten eine größere Sozialkompetenz. Eine Überstimulation ging dagegen mit weniger guten sozialen Fähigkeiten einher. Die Selbsteinschätzung der Kinder hing jedoch nicht wie erwartet mit ihrer Emotionserkennung zusammen. Das könnte den Forschern zufolge daran liegen, dass der Fragebogen eigentlich für ältere Kinder gemacht ist.

Insgesamt stehen die Ergebnisse mit der Theorie von Jay Belsky und Michael Pluess in Einklang. Diese besagt: Hochsensibilität ist in einem schwierigen Umfeld von Nachteil, in einem guten Umfeld allerdings von Vorteil. Zum Beispiel sind sehr sensible Personen oft kreativ und sprechen gut auf eine Therapie an. Um genauer zu verstehen, unter welchen Umständen Kinder und Erwachsene von ihrer Sensibilität profitieren, sind jedoch weitere Untersuchungen mit größeren und vielfältigeren Stichproben nötig.

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  • Quellen

Emotion, 10.1037/emo0001524, 2025

Tipp

Ein Team um den Psychologen Michael Pluess hat Selbsttests zur Sensitivität entwickelt, die man kostenlos nutzen kann.

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