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News: Gefühlsbetonte Wahrnehmung

Eine erhöhte Aufmerksamkeit wünschen sich nicht nur Lehrer von ihren Schülern oder die Teilnehmer bei einem Wissensquiz. Und mit einem Trick läßt sich das Gehirn sensibilisieren, sodass es auf bestimmte Reize besonders rasch reagiert: Die Signale müssen eine starke Gefühlsempfindung im Gehirn hervorrufen. Wissenschaftler konnten nun nicht nur beweisen, dass das Gehirn Reize nach ihrer emotionalen Bedeutung einstuft, sondern sogar auch die dafür verantwortliche Gehirnregion lokalisieren.
Unser Gehirn muss ständig Reize aus der Umwelt verarbeiten, sei es beim Essen, Arbeiten oder auch beim Lernen. Nicht auf alle Reize reagiert das menschliche Gehirn jedoch gleich empfindlich, sondern es differenziert die Signale. Doch wie könnte man es beeinflussen, damit es die Aufmerksamkeit schneller auf einen bestimmten Reiz lenkt?

Um eine Antwort zu finden, zeigten Wissenschaftler um Adam Anderson von der Yale University und Elizabeth Phlebs von der New York University einer Reihe von Versuchspersonen schnell hintereinander eine Serie von Wörtern, alle in schwarzer Schrift. Irgendwann streuten sie zwei grüne Wörter in den Wortfluss ein, nachdem sie ihre Probanden ermahnt hatten, darauf besonders zu achten. Das erste Wort registrierten die Kandidaten blitzschnell, doch beim zweiten grünen Begriff trat eine deutliche Verzögerung ein. Das allerdings ist normal – denn es handelt sich um den so genannten attentional blink-Effekt – einer Art "Blinzeln der Aufmerksamkeit". Er bewirkt, dass unser Gehirn eine bestimmte Zeit braucht, um einen ersten Reiz zu verarbeiten.

Dann verfeinerten die Forscher ihr Experiment und wählten die grünen Wörter ganz bewusst aus. Einmal handelte es sich um neutrale Begriffe wie Haus oder Wäsche, zum anderen um Begriffe, die unbewusst starke Gefühlseindrücke hervorriefen – wie "Überfall", "Krebs" oder "Alarm". Zur Überraschung der Forscher reagierten die Versuchspersonen nun sehr viel schneller auf die grünen Wörter.

Nun führten die Wissenschaftler den Test bei Menschen durch, bei denen eine bestimmte Gehirnregion, die Amygdala – auch Mandelkern genannt –, geschädigt war. Dabei war bei einer Patientengruppe die linke und bei einer zweiten Gruppe die rechte Hälfte der Amygdala verletzt. Die Forscher stellten fest, dass diese Personen nur dann nicht empfindlicher auf die emotionsbeladenen Wörter reagierten, wenn die Schädigung auf der linken Seite lag. War die rechte Region betroffen, schnitten die Versuchspersonen bei dem Experiment ähnlich gut ab wie die gesunde Kontrollgruppe.

Schon länger ist bekannt, dass die Amygdala eine wichtige Rolle dabei spielt, wie sich die emotionale Bedeutung auf die Verarbeitung von Reizen auswirkt. Die Versuchsergebnisse der Neurowissenschaftler zeigen nun, dass sie sogar schon viel früher angreift, indem sie daran mitwirkt, wie Gefühle unsere Wahrnehmung beeinflussen: Wecken die Reize starke Empfindungen, werden sie auch schneller registriert als neutrale Reize. Sie entscheidet mit, wie schnell und gut das Gehirn auf bestimmte Signale anspringt. Dabei läuft die emotionale Wahrnehmungssteigerung sogar unbewusst ab: Auch wenn andere Aufgaben unsere Aufmerksamkeit erfordern, zum Beispiel beim Autofahren, reagieren die kleinen Mandelkerne auf wechselnde Gefühle.

  • Quellen
Nature 411: 305–309 (2001)

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